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Klarheit zu bringen suchte, von da aus rückwärts and vorwärts schauend, wie sich eben Veranlassung bot.

So sehr sich nun meine Arbeit überall auf die Quellen stützt, so konnte doch an eine auch nur annähernd erschöpfende Ausbeutung derselben für die berührten Gegenstände nicht wohl gedacht werden. Für manche, wo ein beispielsweises Anführen von Belegen genügte, wäre eine solche auch ohne Zweck gewesen; für andere war allerdings eine gewisse Vollständigkeit der benutzten Quellen wünschenswert. In dieser Richtung waren nun allerdings die Lücken der hiesigen Bibliothek, welche, wenn auch durch die Fürsorge der höchsten Unterrichtsbehörde schon wesentliches gebessert wurde, doch immer noch sehr bedeutend sind, meiner Arbeit sehr hinderlich; die auf kürzere Zeiträume beschränkte Benutzung auswärtiger Bibliotheken, insbesondere der für das Gebiet der Reichsgeschichte so vollständigen Frankfurter Stadtbibliothek, konnte die Mängel des täglichen Arbeitsmaterials nicht genügend ersetzen. An eine planmässige und erschöpfende Benutzung war um so weniger zu denken, als die Untersuchungen sich hauptsächlich um Gegenstände drehen, für welche fast jedes Quellenwerk einigen Aufschluss bieten kann, während sich doch von vornherein nicht bestimmen lässt, wo dieser vorzugsweise zu suchen ist. War nun hier eine Gränze zu ziehen, so musste die Bestimmung derselben vielfach dem Zufall überlassen werden; ist doch auch die Abgränzung des uns erhaltenen Quellenvorrathes überhaupt vorwiegend ein Werk des Zufalls. War ich für einen bestimmten Zweck auf dieses oder jenes Quellenwerk hingewiesen, so war mir das Anlass, es ganz durchzusehen; fehlten solche Veranlassungen, so liess ich mich etwa von dem Gesichtspunkte leiten, Quellen möglichst aus allen Theilen des Reiches zu benutzen, oder möglichst viele Kaiserurkunden einzusehen; nicht selten nahm ich aufs Gerathewohl von dem, was eben zur Hand war, oft in jeder Erwartung getäuscht, oft die willkommenste Ausbeute da findend, wo ich Erhebliches nicht erwartet hatte. Bis der Theil zum Abschlusse kommt, welcher die Beziehungen der Fürsten zu den einzelnen Reichstheilen erörternd die Benutzung eines ausgedehnteren Materials besonders wünschenswerth macht, hoffe ich freilich dasselbe noch wesentlich vervollständigen zu können, so wenig es auch dort in meiner Absicht liegt, mich durch das Streben nach möglichster Vollständigkeit über eine, auch vielfach durch persönliche Beweggründe bestimmte Gränze hinaus vom Abschlüsse abhalten zu lassen.

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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_013.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)