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Jahrhundert hinein verfolgen lässt. Ich begann weiter einen zweiten Abschnitt, in welchem ich die Frage, wer denn zu jenen früher wahlberechtigten Fürsten gehört habe, in Kürze zu erledigen dachte. Aber nur zu bald überzeugte ich mich, dass diese Frage so nebenei nicht abzufertigen sei; stiess ich überall auf Schwierigkeiten und Widersprüche, so musste mir das der bestimmteste Beweis sein, dass der Gegenstand einer eingehenderen Erörterung bedürfe, als das bei einer Beschränkung auf den nächsten Zweck thunlich schien; ich beschloss, den ganzen Abschnitt von der Kurfürstenfrage zu trennen und selbstständig zu veröffentlichen, die Erörterung jener baldmöglichst folgen zu lassen, um dann meinen Hauptgegenstand wieder aufzunehmen. Hätte ich irgend geahnt, dass jener Abschnitt zum Umfange mehrerer Bände anschwellen, mich jahrelang beschäftigen würde, so würde ich mir gewiss reiflich die Frage erwogen haben, ob der Gegenstand wichtig, ich zur Behandlung desselben geeignet genug sei, um ihm mit Zurücksetzung anderer schon fester gestalteter Arbeitsplane so bedeutende Opfer an Zeit und Mühe bringen zu sollen; und schwerlich dürfte ich dann daran festgehalten haben. Aber die Einsicht in den weiten Umfang der begonnenen Untersuchungen gestaltete sich so allmälig, dass es zu jener Fragestellung gar nicht kommen konnte oder doch erst dann, als es sich nur noch darum handelte, eine Arbeit, welcher ich bereits Jahre geopfert und deren Wichtigkeit ich nicht unterschätzen mochte, unvollendet ´ bei Seite zu legen, oder aber auch die weitern Opfer an Zeit und Mühe nicht zu scheuen, welche ihre Durchführung erfordert. Selten dürfte ein Forscher eine umfassende Arbeit so sehr ohne Vorbereitung, ohne jede Uebersicht über ihre schliessliche Ausdehnung, über die verschiedenen Gebiete, welche sie berührt, begonnen haben; den Plan zu derselben hatte ich nie gefasst, ungesucht bot der Ausgangspunkt sich dar, die Entwicklung der Forschung selbst leitete mich erst auf ihre schliessliche Gestaltung und Umgränzung.

Auf die Frage, von welcher ich ausging, war ich schon früher bei einer Arbeit über den Plan K. Heinrichs, das Reich erblich zu machen, geführt worden; von den Nachrichten über die Doppelwahl Philipps und Ottos ausgehend, hatte ich sie damals dahin beantwortet, dass wahlberechtigte Fürsten ausser den Bischöfen und Aebten die Herzoge, Markgrafen, Pfalzgrafen und Landgrafen gewesen seien, dass aber den Grafen ein Wahlrecht nicht zugestanden habe. Ich hielt mich denn auch jetzt wieder zunächst an diese Amtstitel, überzeugte mich aber

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Julius von Ficker: Vom Reichsfürstenstande. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1861, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ficker_Vom_Reichsf%C3%BCrstenstande_006.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)