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Paulus habe gepflanzt, Apollo hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der da pflanzet noch der da begießet etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. Um dieses Gedeihen aber muß der Lehrer beten. Seine Arbeit fängt in der Öffentlichkeit der Schule an und hört in der Heimlichkeit des Betkämmerleins auf. Hier trägt er alle seine Schulkinder dem barmherzigen Gotte vor, die ungehorsamsten und widerwilligsten am meisten und häufigsten; hier fleht er, daß der Geist der Kindheit Jesu über seine Schule komme, welcher gewirkt hat, daß Jesus seinen Eltern unterthan war.


 Diese Arbeit an den Seelen der Kinder erfordert fromme Lehrer, geheiligte Persönlichkeiten, die selbst in steter Buße und Bekehrung leben, und dem Herrn selbst ihr ganzes Herz ergeben haben. Die heutige Zeit ist dieser Charakterbildung des Lehrers nicht günstig. Sie weckt mit ihrem Geschrei von Emancipation, höherer Stellung, vermehrter Anerkennung alles Andere, nur nicht die selbstverleugnende Demuth und den freien Gehorsam. Man hört die Klage bei gereiften Pädagogen, daß mehr gelernt, aber weniger erzogen wird, als sonst. Es fehlen eben uns die Erzieher. Kehren wir, die wir an der Schule arbeiten, aus der allzugroßen Oeffentlichkeit von den Ansprüchen wieder in die stille Heimlichkeit der Selbsterziehung durch Buße zu Gott und freien Gehorsam zurück. Befähigen wir uns so für die größte Aufgabe der Schule: für die Erziehung der Jugend zu freiem Gehorsam. Damit üben wir Seelsorge. Damit arbeiten wir für die Kirche, für den HErrn, in Gemeinschaft mit der Kirche und ihrem Geist. Die Frucht dieser Arbeit vergeht nicht, sondern bleibt. Gott segne uns Alle zu dieser Arbeit. –




II.
Die Verbindung des Volksschullehrers mit dem Pfarrer zum Zwecke der Seelsorge an der Schuljugend.

 Wir haben in unserem ersten Vortrag dargelegt, wie der Lehrer auf den Schüler durch den Unterricht seelsorgerlich einwirke; in dieser Einwirkung ist er völlig selbständig; sie ergibt sich aus seinem unmittelbarsten Berufe. Wir begleiten den Lehrer nun weiter zu