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Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914

Skizze zu dem Gefecht bei Lagarde.

Nach dem ersten deutschen Sieg: Gefangengenommene Belgier.

Es kam für die Russen auch noch ein anderer Faktor in Betracht, nämlich der, daß man in Polen die deutsche Kavallerie an allen Orten mit Jubel begrüßte. Der Teufel soll Lust haben, in Feindesland einzureiten, wenn hinter ihm die eigene Landesbevölkerung aufzustehen beginnt! Noch gab es allerdings russische Kavallerieoffiziere, die nicht ganz an erfolgreichem Vordringen verzweifelten, wie einige am 5. August bei Schwiddern, östlich Johannisburg, und bei Grodtken, zwischen Lautenburg und Soldau, versuchte Vorstöße zeigten, aber es scheinen nur noch schwache Stöße gewesen zu sein, denn die russischen Kavalleriedivisionen sind offenbar ohne ernsten Kampf wieder über die Grenze zurückgegangen. Sie liebten offenbar, wie der berühmte General Kuropatkin in der Mandschurei, nur solche Vorstöße, bei denen Verluste ausgeschlossen waren. Daß die Gärung unter der polnischen Bevölkerung durch die Beweise der russischen Schlappheit nur geschürt werden konnte, lag auf der Hand. Der Pole ist stolz, und er mochte sich schämen, sich so lange einem so schlappen Regiment gebeugt zu haben. Jedenfalls erfolgte am 5. August in Krakau ein Aufruf an polnische Männer und Frauen, den Russen alle nur denkbaren Schwierigkeiten zu bereiten. – Die deutsche Kavallerie blieb inzwischen nicht müßig, sondern drang am 5. August von Kalisch weiter vor bis Wielun, auch dort unter dem Jubel der Bevölkerung einrückend. Der geringe Mut, den die Russen bisher noch gezeigt hatten, schien mittlerweile ganz ausgegangen zu sein. So zog sich am 6. August die 3. russische Kavalleriedivision nach Überschreiten der Grenze südlich Eydtkuhnen sofort zurück, als deutsche Kavallerie erschien. In Russisch-Polen begannen aber die Deutschen in aller Ruhe, und als gäbe es keine russischen Kavalleriedivisionen, die Wiederherstellung der von den Russen zerstörten Bahnstrecken. – Große Freude rief in Wien und Berlin die am 9. August einlaufende Nachricht hervor, daß die von Galizien aus energisch vorgedrungene österreichische Kavallerie mit den Grenztruppen des deutschen Heeres Fühlung gewonnen habe. Von jetzt an geht es also gemeinsam weiter vor gegen den russischen Feind. – Kaum war diese frohe Kunde eingelaufen, als neue, gute Nachricht kam. Bei Bialla, östlich Johannisburg, scheint sich die russische Kavallerie am 9. August noch einmal aufgerafft zu haben. Aber dieses Aufraffen, welches sich in einem Angriff äußerte, bekam ihr schlecht. Sie wurde durch die Tapferkeit der Grenzschutzabteilung von Bialla um acht Geschütze und mehrere Munitionswagen ärmer, wenn auch vielleicht reicher an Erkenntnis, daß diese ostpreußischen Jungen nicht mit sich spaßen lassen. Dies bewiesen auch drei Landwehrkompagnien, die bei Schmalleningken, 3 Meilen östlich Tilsit, drei russische Kompagnien, darunter eine Maschinengewehrkompagnie, zum Rückzug zwangen. Es sind verfluchte Dickköpfe, diese ostpreußischen Landwehrleute! Nicht einmal mit Maschinengewehren kann man auf sie einwirken! – Die Grenzschutztruppen von Eydtkuhnen müssen übrigens mit der Zeit ein gut Teil Erfahrung im Grenzkrieg gewonnen haben, denn am 9. August fertigten sie wieder, 3 Kompagnien und einige Geschütze stark, die 3. russische Kavalleriedivision, ab, der klargemacht wurde, daß sie diesseits der russischen Grenze nichts zu suchen habe.

Heldentaten unserer Marine im Mittelmeer.

S. M. S. „Breslau“. S. M. S. „Goeben“.

Österreichs energisches Verfahren mit Serben, Russen und Montenegrinern.

Wir wollen nun betrachten, wie unser Bundesgenosse bis jetzt beschäftigt war.

Nach dem Kriegsausbruch mit Rußland verschob sich natürlich für ihn das Hauptinteresse von Serbien nach Rußland, von der Donau nach Galizien. Die Serben können warten, denn sie sind keine ernste Gefahr für Österreich. Damit sie aber in Belgrad nicht ganz vergessen, daß sie sich im Kriege befinden, schickt man ihnen von Zeit zu Zeit einige Granaten zu und stört ihre Ruhe auch sonst durch kleinere Unternehmungen auf das serbische Ufer der Donau.

An der österreichisch-russischen Grenze hielt man zunächst die Augen offen und schoß nördlich Lemberg einen russischen Aeroplan herunter. – Am 7. August wurde es lebendig an der Grenze Mittelgaliziens. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Kriegserklärung versuchten dort und auch an der ostgalizischen Grenze russische Kavallerieabteilungen Vorstöße zu machen. Die Österreicher schlugen aber nicht nur alle Angriffe ab, sondern stürmten selbst eine gut verschanzte Grenzpostenstellung bei Mohile. Feindliche Verstärkungen vermochten nichts auszurichten.

Mittlerweile waren am 8. August die österreichischen Truppen bis Mijechow, 30 Meilen nördlich von Krakau, vorgedrungen und ergriffen von dort die Offensive mit einem schönen Vormarsch von 40 Kilometer. Auch die an der Weichsel stehenden österreichischen Truppen überschritten diese. In Ostgalizien wurden die Orte Radziwilow (Grenzbahnhof westlich Lemberg), Wolotschisk (Grenzbahnhof im östlichen Galizien) und Nowocielica bei Czernowitz, Hauptstadt von der Bukowina, besetzt. Damit war die österreichische Offensive in Polen eröffnet, und es verlautet, daß die Russen Warschau geräumt hätten. Sollte sich dies bestätigen, so wäre es wohl nicht in letzter Linie der Bewegung der Jungpolen oder der „Polnischen Jungschützen“, wie sie sich selbst nennen, zuzuschreiben.

Diese sollen bei Mijechow einen Nachtangriff auf ein russisches Detachement unternommen und diesem einen Verlust von 600 Toten zugefügt haben. Daß die polnischen Jungschützen ihr Möglichstes tun werden, um die abziehenden Russen zu schädigen, ist sicher, aber ihre Berichte sind doch wohl, wie nebenbei gesagt alle Berichte von Freischärlern, mit einiger Vorsicht aufzunehmen. – Nun noch ein Blick auf die Montenegriner. Dieses kleine, unverschämte Bergvolk, welches jetzt auch Deutschland den Krieg erklärt hat, eröffnete ein resultatloses Geschützfeuer auf österreichisches Gebiet und machte am 8. August mit 4000 Mann einen Angriff auf die Grenzposten bei der Festung Trebinje. Dies bekam ihnen freilich übel, denn sie mußten sich mit einem Verlust von 200 Mann zurückziehen, während der Verlust

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: Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914. Scherl, Berlin 1914, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldztgdkz1914_0001-0024.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)