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Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914

Die Festung Lüttich genommen

Der erste große Erfolg der deutschen Waffen.

Die Landungsbrücke in Lüttich. Im Hintergrund die Brücke „de la Boverie“.

Ansicht des Quai de la Batte in Lüttich.

Die Große Treppe in Lüttich.

rechtzeitig, um die höllischen Ententepläne im letzten Augenblick zu vereiteln.

Wohl dem, dem beschieden war, den Jubel des Volkes bei der Bekanntmachung der Mobilmachungsorder am 1. August 1914 mitzuerleben. Wo war jetzt Seiner Majestät oppositionelles Berlin? Wo war die Dienstverweigerung der Sozialdemokraten, von der man seit Jahren in England gefaselt hatte? Wo waren die Bedenken des sonst so scharf kritisierenden Berliners? Wie für den Kaiser, so gab es auch fürs Volk keine Parteien mehr. Glück strahlte aus allen Gesichtern der sich langsam nach dem Schlosse vorschiebenden Menschenmenge. Mit welcher Geduld und mit welcher Kraft sang dort das Volksmeer immer und immer wieder die alten patriotischen Weisen, die uns als alte Bekannte aus einer anderen großen Zeit packten und mit seligem Stolz erfüllten! Wer hätte in diesen Tagen, die der Liebe zum Vaterlande gehörten, in diesen Tagen der markigen Reden des Kaisers an seine Berliner, nicht im Geiste das Rauschen der Flügel des deutschen Adlers gehört, des preußischen Adlers, des Adlers der kriegsstarken Hohenzollern?! Kinder werden diese merkwürdigen Tage der Kriegsbegeisterung, diese Tage der uneingeschränkten Hingabe an Kaiser und Vaterland niemals vergessen; den Alten wird sie eine kostbare Wegzehrung sein für den Rest unserer Weltpilgerfahrt. – Die Mobilmachung klappte. Natürlich klappte sie, denn wir sind gründliche Leute und in aller Welt bekannt für unsere Gründlichkeit. Man spöttelt im Auslande über diese Gründlichkeit, aber sie gab uns alles, was wir wollten, während die elegante Nachlässigkeit der Franzosen und die nicht niederzuzwingende Unehrlichkeit der russischen maßgebenden Personen den betreffenden Armeen nicht gaben, was diese brauchten. Also laßt sie über unsere pedantische Gründlichkeit spötteln. Was sollten sie auch anders tun? Nachmachen können sie uns diese Gründlichkeit nicht, ebensowenig wie unseren Patriotismus. Oder haben sich etwa die Freiwilligen in Rußland und Frankreich, wie in Deutschland, in solchen Mengen gestellt, daß sich die Behörden ihrer kaum zu erwehren vermochten? Ganz gewiß nicht. Rußland lieferte bereits Deserteure in Menge, und die Franzosen lassen sich offenbar heute ebenso gern fangen wie im Jahre 1870. – Und so zogen denn unsere „grauen Jungen“, wie wir sie von jetzt an nennen müssen, jubelnd und singend in den Krieg und zeigten bald, daß sie ihrer Väter würdig waren. Betrachten wir, was sie bereits leisteten:

Preußen und Russen.

Im Osten erstreckt sich die Provinz Ostpreußen wie ein Zipfel in russisches Gebiet hinein. Im Süden und Osten standen dort russische Kavalleriedivisionen, einen Einfall drohend; aber man brauchte sich trotzdem keinen allzu großen Befürchtungen hingeben, daß das Land von der feindlichen Kavallerie überschwemmt werden würde, denn man wußte aus dem Russisch-Japanischen Kriege, daß die Tage vorüber sind, in denen russische Kavallerie

Zum Durchmarsch der deutschen Truppen durch Belgien.

Karte zu den Kämpfen bei Mülhausen im Elsaß.

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: Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914. Scherl, Berlin 1914, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldztgdkz1914_0001-0024.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)