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Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914

Nr. 1 – Sonntag, 16. August Preis 10 Pfennig
Deutsche Kriegszeitung 1914

Illustrierte Wochen-Ausgabe

Herausgegeben vom

Berliner Lokal-Anzeiger

An unsere Leser!

Dem deutschen Volke bieten wir in der illustrierten Wochenausgabe der „Deutschen Kriegszeitung“ eine vollständige Geschichte des Weltkrieges in Wort und Bild. Die Schilderung der kriegerischen Ereignisse an den Grenzen Deutschlands und Österreichs sowie der Taten der Kriegsmarine wird, unterstützt durch Bilder und Karten, den Leser dieses Blattes in den Stand setzen, sich jederzeit über die Kriegslage zu orientieren. Es empfiehlt sich daher, die Nummern der „Deutschen Kriegszeitung“ aufzubewahren, die in ihrer Gesamtheit ein Denkmal des Heldenkampfes unseres Volkes darstellen. Die heutige erste Nummer ist den Ereignissen im Westen und auf der See sowie der erhebenden Begeisterung gewidmet, die alle Stände, reich und arm, alt und jung, einmütig zusammengeführt hat.

Verlag und Redaktion.

Aus großer Zeit.
Von einem alten preußischen Offizier.

I.

Von der Bekanntmachung des Kriegszustandes bis zum Gefecht bei Lagarde.

Von Entsetzen und Abscheu ergriffen, hörte die ganze zivilisierte Welt den Knall der Mordwaffe in Sarajewo, deren Blei den hoffnungsvollen Thronfolger unseres geliebten Bruderstaates und dessen anmutige Gemahlin dahinraffte. Zu wildem, glühendem Zorn aber steigerte sich dieses Entsetzen, als es immer deutlicher zutage trat, daß diese beiden edlen Menschenleben einer gemeinen politischen Verschwörung, einem lang geplanten Anschlage zum Opfer fielen und nicht etwa den wahnwitzigen Ideen eines einzelnen unzurechnungsfähigen Individuums. Als aber die Untersuchung weiter ergab, daß Offiziere und Beamte Serbiens an dieser Schandtat mehr oder weniger aktiv beteiligt waren, da war die gerechte Empörung über ein Slawenvolk, dessen Geschichte in den letzten Jahrzehnten immer scheußlicher, immer blutiger geworden war, nicht mehr zu beschwichtigen. Solange diese vor keinem Mord zurückschreckenden Serben sich darauf beschränkt hatten, im eigenen Hause Blut zu vergießen, hatte man es bei tiefer Verachtung bewenden lassen können; solange sie im Kriege schändeten und mordeten, hatte man sich sprachlos vor Ekel nach Rächer umgesehen; als nun aber die Mordwaffe im Dienste einer korrupten Propaganda sich auf eines der edelsten Häupter in Europa lenkte, da, so glaubte man in Österreich und Deutschland, mußte sich jede Faust ballen, um dieses Mordvolk niederzuschmettern. Aber wir hatten uns geirrt. Wir waren zu aufrichtig und zu sehr reinen Geistes, um zu ahnen, daß hinter den Beileidskundgebungen unserer Gegner von der Triple-Entente bei Gelegenheit dieses furchtbaren Mordes der Wille lauerte, aus dem von Serbien vergossenen Blute politisches Kapital zu schlagen, sollten auch ungezählte Menschenleben dabei geopfert werden müssen.

Kaiser Wilhelm II.

Hofphot. Voigt.

Die freundlichen Besuche des Oberhauptes der Republik bei dem Autokraten und bei dem Herrscher des sogenannten freiesten Volkes der Welt, eine prächtige Flottenschau in England, schwülstige, aber von friedliebenden Worten überströmende Reden sollten den Eindruck erwecken, daß alles aufs beste bestellt und die Triple-Entente von eitel Friedensliebe beseelt sei, während in Wirklichkeit die drei Mächte der Entente bereit waren, über das zur Strafe an den Serben sich anschickende Österreich und dessen getreuen Kampfbruder Deutschland herzufallen. Unsere Gewissen, unsere Herzen ahnten derartige Verkommenheit nicht. Mit Befriedigung sahen wir, daß Österreich energisch Sühne verlangte, und daß es dem feuergefährlichen Treiben der serbischen Mordgesellen und Hetzer noch auf friedlichem Wege ein Ende zu machen versuchte. Wer sollte dies verhindern? Konnte ein Zar von Rußland, der Befürworter des Weltfriedens, für Mordgesellen Partei nehmen, lediglich weil diese Slawen waren? Und wenn der Panslawismus wirklich bis ins Mark vergiftet war, konnte eine das Wort Ehre im Munde führende Nation wie die französische dann noch mit den Beschützern von Mordbuben in einem Bündnisverhältnis bleiben? Und selbst wenn dies Unglaubliche möglich sein sollte, würden nicht eine so vornehme Nation wie die englische, ein so ehrbarer Herrscher wie König Georg, ein so feiner und korrekter Minister wie Sir Edward Grey sich voll Entrüstung von den beiden abwenden? Es konnte nicht anders sein nach unseren Begriffen, die wir noch an ehrliches Handeln glauben. Noch mehr. Die Bundesgenossen des Zaren waren nicht nur bereit, auf die Seite der Mörder zu treten, sie waren sogar bereit, uns bis zum letzten Augenblick zu belügen und zu betrügen, um im geheimen zu rüsten, während wir die Maske der Ehrlichheit und Biederkeit dieser Leute für echt hielten. Wir brauchen nicht zu wiederholen, wie der Zar, um uns als das Opfer der Entente in Sicherheit zu wiegen, den Kaiser als Vermittler anrief. Wir brauchen nicht daran zu erinnern, wie russische Staatsmänner auf ihr Ehrenwort uns belogen, wir wollen aber mit Stolz wiederholen, daß unser Kaiser in dem Augenblick, als er den Abgrund der Gefahr erkannte, vor dem die germanische Rasse stand, in der furchtbaren Gefahr edel handelte, und daß er um so schneller handelte, als er die Größe der Gefahr erkannte. Es ist nicht deutsche Art, der Gefahr aus dem Wege zu gehen; es ist nicht eines Hohenzollern Art, sich den übernommenen Pflichten zu entziehen, weil er sonst in große Gefahr geraten könnte. – So kam der große Augenblick der Bekanntmachung des Kriegszustandes. Dem Volke war dies offenbar noch nicht genug. Es hatte die Mobilmachung erhofft. Wie konnte es wissen, daß die Lügner an der Newa immer noch dem Kaiser Friedensliebe vorheuchelten? Doch dem Kriegszustande folgte der Mobilmachungsbefehl schnell genug; just

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: Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914. Scherl, Berlin 1914, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldztgdkz1914_0001-0024.pdf/1&oldid=- (Version vom 31.7.2018)