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diese wichtigen Geheimnisse der Frauen. – Lasse Angela kommen, Fletcher.“

Das Mädchen trat ein, sie senkte grüßend das Köpfchen und sprach ohne die Augen aufzuschlagen.

„Milord, Ihr besuchtet vor einiger Zeit täglich früh Morgens das Kloster St. Lazarus.“

„Ja allerdings.“

„Seit einigen Wochen nicht mehr.“

„Ganz recht, als ich dich in der Gondel traf, war ich zum letzten Male dort. – Du hast – – –“

„Nichts von mir, Milord, dazu ist jetzt keine Zeit. Was thatet Ihr drüben im Kloster der Armenier?“

„Welch ein Inquisitionsgeist der Vermummten aus der Glanzperiode des Dogenpallastes ist in dich gefahren, Kleine? – Du fragst mich aus wie ein Senator des großen Raths. – So wisse denn, ich übersetzte dort Einiges aus hochwichtigen Urkunden der Vorzeit, und einen Brief des Apostel Paulus an die Corinther.“

„Ich weiß, Milord, Ihr seid sehr gelehrt. – Doch hier handelt es sich darum, ob Ihr niemals in der Nähe des Klostergartens eine junge Dame spracht?“

„Und wenn es so wäre?“

„Dann, Milord, würde ich Euch bitten, heute Abends nicht mehr den Pallast Mocenigo zu verlassen.“

„In einer halben Stunde verfüge ich mich in eine Abendgesellschaft.“

„Geht nicht, Milord, es droht Euch Gefahr!“

„Im Salon der liebenswürdigen Madame Benzoni?“

Empfohlene Zitierweise:
Mathilde Feldern-Rolf: Eine Orangenblüthe. In Commission bei Jacob Dirnböck., Wien 1844, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldern-Rolf_Orangenbluethe.pdf/8&oldid=- (Version vom 14.2.2021)