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„Santa Madonna!“ rief leise das Mädchen, und ließ den Korb mit den Blumen und allem duftenden Inhalt, welchen sie in der Schürze trug, zu Boden fallen. Die Gondel stieß abermals vom Ufer ab, die Gondoliere ruderten tüchtig, Angela raffte ihre Blumen auf, sammelte sie wieder in den Korb, wendete sich aber nicht, um nicht in das Gondelhäuschen blicken zu müssen. Da faßte eine Hand von rückwärts plötzlich die ihre, ohne sich umzusehen ließ sie sich in der gedeckten Raum führen, und saß im nächsten Augenblicke neben dem Lord.

Angela! warum diesen Trotz? wenn wir uns auch nicht mehr lieben, so brauchst du mich deshalb doch nicht zu fliehen. – Schlag die Augen auf, – blicke mich an, Kleine. – Lächle doch ein wenig, das steht dir weit hübscher als dieses Schmollen.“

Das Mädchen wendete das Köpfchen ab, um ihre Thränen zu verbergen, der Lord lachte laut auf, nannte sie scherzend „einen kleinen verdammt maliciösen Trotzkopf!“ lehnte sich zurück, und blätterte wieder in seinen Papieren.

Einige Minuten später hielt die Gondel unweit des dunklen altersgrauen Pallastes Mocenigo, der Lord sprang empor und sah noch einige Augenblicke auf das sitzende Mädchen, dann sprach er:

Angela! was reichtest du mir sonst jeden Morgen mit freundlichem Blick und Worte?“

Angela beugte sich schweigend nach dem Korbe mit Blumen, der zu ihren Füßen stand, nahm eine Orangenblüthe, und reichte sie dem Engländer halblaut sprechend: –

Empfohlene Zitierweise:
Mathilde Feldern-Rolf: Eine Orangenblüthe. In Commission bei Jacob Dirnböck., Wien 1844, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldern-Rolf_Orangenbluethe.pdf/5&oldid=- (Version vom 14.2.2021)