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Womit der Geist sich selbst umfängt!
Verflucht das Blenden der Erscheinung,
Die sich an unsre Sinne drängt!

1595
Verflucht was uns in Träumen heuchelt,

Des Ruhms, der Namensdauer Trug!
Verflucht was als Besitz uns schmeichelt,
Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug!
Verflucht sey Mammon, wenn mit Schätzen

1600
Er uns zu kühnen Thaten regt,

Wenn er zu müßigem Ergetzen
Die Polster uns zurechte legt!
Fluch sey dem Balsamsaft der Trauben!
Fluch jener höchsten Liebeshuld!

1605
Fluch sey der Hoffnung! Fluch dem Glauben,

Und Fluch vor allen der Geduld!

Geisterchor unsichtbar.
     Weh! weh!
     Du hast sie zerstört,
     Die schöne Welt,

1610
     Mit mächtiger Faust,

     Sie stürzt, sie zerfällt!
     Ein Halbgott hat sie zerschlagen!

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie erster Teil. Tübingen: Cotta. 1808, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_I_(Goethe)_101.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)