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11475
     Er verliert sich immer tiefer,

     Siehet alle Dinge schiefer,
     Sich und andre lästig drückend,
     Athem holend und erstickend;
     Nicht erstickt und ohne Leben,

11480
     Nicht verzweifelnd, nicht ergeben.

     So ein unaufhaltsam Rollen
     Schmerzlich Lassen, widrig Sollen,
     Bald Befreien, bald Erdrücken,
     Halber Schlaf und schlecht Erquicken

11485
     Heftet ihn an seine Stelle

     Und bereitet ihn zur Hölle.

Faust.
Unselige Gespenster! so behandelt ihr
Das menschliche Geschlecht zu tausend Malen;
Gleichgültige Tage selbst verwandelt ihr

11490
In garstigen Wirrwarr netzumstrickter Qualen.

Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los,
Das geistig-strenge Band ist nicht zu trennen;
Doch deine Macht, o Sorge, schleichend groß,
Ich werde sie nicht anerkennen.

Sorge.

11495
     Erfahre sie, wie ich geschwind

     Mich mit Verwünschung von dir wende!
     Die Menschen sind im gan[z]en Leben blind,
     Nun Fauste werde du’s am Ende! –

     (Sie haucht ihn an.)
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 317. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_317.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)