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Dein hoher Sinn, der Deinen Fleiß

Erwarb des Meers, der Erde Preis.
Von hier aus –

Faust.
 Das verfluchte hier!
Das eben leidig lastet mir.

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Dir Vielgewandten muß ich’s sagen,

Mir gibt’s im Herzen Stich um Stich,
Mir ist’s unmöglich zu ertragen!
Und wie ich’s sage, schäm’ ich mich.
Die Alten droben sollten weichen,

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Die Linden wünscht’ ich mir zum Sitz,

Die wenigen Bäume, nicht mein eigen,
Verderben mir den Welt-Besitz.
Dort wollt’ ich, weit umher zu schauen,
Von Ast zu Ast Gerüste bauen,

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Dem Blick eröffnen weite Bahn,

Zu sehn was alles ich gethan,
Zu überschaun mit einem Blick
Des Menschengeistes Meisterstück,
Bethätigend, mit klugem Sinn,

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Der Völker breiten Wohngewinn.


So sind am härtsten wir gequält:
Im Reichthum fühlend was uns fehlt.
Des Glöckchens Klang, der Linden Duft
Umfängt mich wie in Kirch’ und Gruft.

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Des Allgewaltigen Willens-Kür
Bricht sich an diesem Sande hier.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)