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Ich sage Frau’n; denn ein für allemal
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Denk’ ich die Schönen im Plural.


Faust.
Schlecht und modern! Sardanapal!

Mephistopheles.
Erräth man wohl wornach du strebtest?
Es war gewiß erhaben kühn.
Der du dem Mond um so viel näher schwebtest,

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Dich zog wohl deine Sucht dahin?


Faust.
Mit nichten! dieser Erdenkreis
Gewährt noch Raum zu großen Thaten.
Erstaunenswürdiges soll gerathen,
Ich fühle Kraft zu kühnem Fleiß.

Mephistopheles.

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Und also willst du Ruhm verdienen?

Man merkt’s du kommst von Heroinen.

Faust.
Herrschaft gewinn’ ich, Eigenthum!
Die That ist alles, nichts der Ruhm.

Mephistopheles.
Doch werden sich Poeten finden,

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Der Nachwelt deinen Glanz zu künden,

Durch Thorheit Thorheit zu entzünden.

Faust.
Von allem ist dir nichts gewährt.
Was weißt du, was der Mensch begehrt?
Dein widrig Wesen, bitter, scharf,

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Was weiß es, was der Mensch bedarf?
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_257.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)