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     Doch du ranntest unaufhaltsam

     Frei in’s willenlose Netz,

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     So entzweytest du gewaltsam

     Dich mit Sitte, mit Gesetz;
     Doch zuletzt das höchste Sinnen
     Gab dem reinen Muth Gewicht,
     Wolltest Herrliches gewinnen,

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     Aber es gelang dir nicht.


     Wem gelingt es? – Trübe Frage,
     Der das Schicksal sich vermummt,
     Wenn am unglückseligsten Tage
     Blutend alles Volk verstummt.

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     Doch erfrischet neue Lieder,

     Steht nicht länger tief gebeugt;
     Denn der Boden zeugt sie wieder,
     Wie von je er sie gezeugt.
(Völlige Pause. Die Musik hört auf.)

Helena (zu Faust).
Ein altes Wort bewährt sich leider auch an mir:

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Daß Glück und Schönheit dauerhaft sich nicht vereint.

Zerrissen ist des Lebens wie der Liebe Band;
Bejammernd beide, sag’ ich schmerzlich Lebewohl!
Und werfe mich noch einmal in die Arme dir.
Persephoneia nimm den Knaben auf und mich.
(Sie umarmt Faust, das Körperliche verschwindet, Kleid und Schleier bleiben ihm in den Armen.)

Phorkyas (zu Faust).

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Halte fest was dir von allem übrig blieb.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_244.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)