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     Alles was je geschieht

     Heutiges Tages
     Trauriger Nachklang ist’s

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     Herrlicher Ahnherrn-Tage;

     Nicht vergleicht sich dein Erzählen
     Dem, was liebliche Lüge,
     Glaubhaftiger als Wahrheit,
     Von dem Sohne sang der Maja.

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     Diesen zierlich und kräftig doch

     Kaum geborenen Säugling
     Faltet in reinster Windeln Flaum,
     Strenget in köstlicher Wickeln Schmuck
     Klatschender Wärterinnen Schaar

9650
     Unvernünftigen Wähnens.

     Kräftig und zierlich aber zieht
     Schon der Schalk die geschmeidigen
     Doch elastischen Glieder
     Listig heraus, die purpurne

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     Aengstlich drückende Schale

     Lassend ruhig an seiner Statt,
     Gleich dem fertigen Schmetterling,
     Der aus starrem Puppenzwang
     Flügel entfaltend behendig schlüpft,

9660
     Sonne-durchstrahlten Aether kühn

     Und muthwillig durchflatternd.

     So auch er, der behendeste,

     Daß er Dieben und Schälken,
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_231.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)