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Hat er würdig angethan.

Quasten schwanken von den Armen, Binden flattern um den Busen,

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In der Hand die goldne Leyer, völlig wie ein kleiner Phöbus,

Tritt er wohlgemuth zur Kante, zu dem Ueberhang; wir staunen.
Und die Eltern vor Entzücken werfen wechselnd sich an’s Herz.
Denn wie leuchtet’s ihm zu Haupten? Was erglänzt ist schwer zu sagen,
Ist es Goldschmuck, ist es Flamme übermächtiger Geisteskraft.

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Und so regt er sich gebärdend, sich als Knabe schon verkündend

Künftigen Meister alles Schönen, dem die ewigen Melodieen
Durch die Glieder sich bewegen; und so werdet ihr ihn hören,
Und so werdet ihr ihn sehn zu einzigster Bewunderung.

Chor.
     Nennst du ein Wunder dieß,

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     Creta’s Erzeugte?

     Dichtend belehrendem Wort
     Hast du gelauscht wohl nimmer?
     Niemals noch gehört Ioniens,
     Nie vernommen auch Hellas

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     Urväterlicher Sagen
     Göttlich-heldenhaften Reichthum?
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)