Seite:Faust II (Goethe) 220.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Helena.

Ich fühle mich so fern und doch so nah,
Und sage nur zu gern: da bin ich! da!

Faust.
Ich athme kaum, mir zittert, stockt das Wort,
Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort.

Helena.

9415
Ich scheine mir verlebt und doch so neu,

In dich verwebt, dem Unbekannten treu.

Faust.
Durchgrüble nicht das einzigste Geschick,
Daseyn ist Pflicht und wär’s ein Augenblick.

Phorkyas (heftig eintretend).
     Buchstabirt in Liebes-Fibeln,

9420
     Tändelnd grübelt nur am Liebeln,

     Müßig liebelt fort im Grübeln,
     Doch dazu ist keine Zeit.
     Fühlt ihr nicht ein dumpfes Wettern?
     Hört nur die Trompete schmettern,

9425
     Das Verderben ist nicht weit.

     Menelas mit Volkes-Wogen
     Kommt auf euch herangezogen;
     Rüstet euch zu herbem Streit!
     Von der Sieger-Schaar umwimmelt,

9430
     Wie Deiphobus verstümmelt,

     Büßest du das Fraun-Geleit.
     Bammelt erst die leichte Waare,
     Dieser gleich ist am Altare

     Neugeschliffnes Beil bereit.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_220.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)