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Helena.
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Gedenke nicht der Freuden! allzuherben Leid’s

Unendlichkeit ergoß sich über Brust und Haupt.

Phorkyas.
Doch sagt man, du erschienst ein doppelhaft Gebild,
In Ilios gesehen und in Aegypten auch.

Helena.
Verwirre wüsten Sinnes Aberwitz nicht gar.

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Selbst jetzo, welche denn ich sey, ich weiß es nicht.


Phorkyas.
Dann sagen sie: aus hohlem Schattenreich herauf
Gesellte sich inbrünstig noch Achill zu dir!
Dich früher liebend gegen allen Geschicks Beschluß.

Helena.
Ich als Idol, ihm dem Idol verband ich mich.

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Es war ein Traum, so sagen ja die Worte selbst.

Ich schwinde hin und werde selbst mir ein Idol.
(Sinkt dem Halbchor in die Arme.)

Chor.
     Schweige, schweige!
     Mißblickende, mißredende du!
     Aus so gräßlichen einzahnigen

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     Lippen! was enthaucht wohl

     Solchem furchtbaren Gräuelschlund.

     Denn der Bösartige wohlthätig erscheinend,
     Wolfesgrimm unter schafwolligem Vließ,
     Mir ist er weit schrecklicher als des drey-

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     köpfigen Hundes Rachen.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_195.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)