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Einer Kreisenden zu Lieb’
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Aus der Wog’ empor sie trieb.

Er, mit Streben, Drängen, Drücken,
Arme straff, gekrümmt den Rücken,
Wie ein Atlas an Gebärde,
Hebt er Boden, Rasen, Erde,

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Kies und Gries und Sand und Letten,

Unsres Ufers stille Betten.
So zerreißt er eine Strecke
Quer des Thales ruhige Decke.
Angestrengtest, nimmer müde,

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Kolossal-Karyatide,

Trägt ein furchtbar Steingerüste,
Noch im Boden bis zur Büste;
Weiter aber soll’s nicht kommen,
Sphinxe haben Platz genommen.

Seismos.

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Das hab’ ich ganz allein vermittelt,

Man wird mir’s endlich zugestehn:
Und hätt’ ich nicht geschüttelt und gerüttelt,
Wie wäre diese Welt so schön? –
Wie ständen eure Berge droben

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In prächtig-reinem Aetherblau,

Hätt’ ich sie nicht hervorgeschoben
Zu mahlerisch-entzückter Schau!
Als, Angesichts der höchsten Ahnen,
Der Nacht, des Chaos, ich mich stark betrug

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Und, in Gesellschaft von Titanen,
Mit Pelion und Ossa als mit Ballen schlug.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_137.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)