Seite:Faust II (Goethe) 014.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
4860
Sie gehen noch so ziemlich ein.

Jedoch am Ende fehlt’s an Wein.
Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte,
Der besten Berg’ und Jahresläufte,
So schlürft unendliches Gesäufte

4865
Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus.

Der Stadtrath muß sein Lager auch verzapfen,
Man greift zu Humpen, greift zu Napfen,
Und unterm Tische liegt der Schmaus.
Nun soll ich zahlen, alle lohnen;

4870
Der Jude wird mich nicht verschonen,

Der schafft Anticipationen,
Die speisen Jahr um Jahr voraus.
Die Schweine kommen nicht zu Fette,
Verpfändet ist der Pfühl im Bette,

4875
Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brod.


Kaiser
(nach einigem Nachdenken zu Mephistopheles).
Sag, weißt du Narr nicht auch noch eine Noth?

Mephistopheles.
Ich keineswegs. Den Glanz umherzuschauen,
Dich und die deinen! – Mangelte Vertrauen,
 Wo Majestät unweigerlich gebeut?

4880
Bereite Macht Feindseliges zerstreut,

Wo guter Wille, kräftig durch Verstand
Und Thätigkeit, vielfältige, zur Hand?
Was könnte da zum Unheil sich vereinen,

Zur Finsterniß, wo solche Sterne scheinen?
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_014.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)