Seite:Faust II (Goethe) 013.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wie Röhrenwasser bleiben aus.

Auch Herr, in deinen weiten Staaten

4835
An wen ist der Besitz gerathen?

Wohin man kommt da hält ein Neuer Haus,
Und unabhängig will er leben;
Zusehen muß man wie er’s treibt;
Wir haben so viel Rechte hingegeben,

4840
Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrig bleibt.

Auch auf Parteyen, wie sie heißen,
Ist heut zu Tage kein Verlaß;
Sie mögen schelten oder preisen,
Gleichgültig wurden Lieb und Haß.

4845
Die Ghibellinen wie die Guelfen

Verbergen sich um auszuruhn;
Wer jetzt will seinem Nachbar helfen?
Ein jeder hat für sich zu thun.
Die Goldespforten sind verrammelt,

4850
Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt

Und unsre Cassen bleiben leer.

Marschalk.
Welch Unheil muß auch ich erfahren;
Wir wollen alle Tage sparen
Und brauchen alle Tage mehr.

4855
Und täglich wächs’t mir neue Pein.

Den Köchen thut kein Mangel wehe;
Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe,
Welschhühner, Hühner, Gäns’ und Enten,

Die Deputate, sichre Renten,
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)