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Gemurmel der Menge.

     Ein neuer Narr – Zu neuer Pein –
     Wo kommt er her – Wie kam er ein –
     Der alte fiel – der hat verthan –

4760
     Es war ein Faß – Nun ist’s ein Span –


Kaiser.
Und also ihr Getreuen, Lieben,
Willkommen aus der Näh’ und Ferne;
Ihr sammelt euch mit günstigem Sterne;
Da droben ist uns Glück und Heil geschrieben.

4765
Doch sagt warum in diesen Tagen,

Wo wir der Sorgen uns entschlagen,
Schönbärte mummenschänzlich tragen
Und Heitres nur genießen wollten,
Warum wir uns rathschlagend quälen sollten?

4770
Doch weil ihr meint es ging nicht anders an,

Geschehen ist’s, so sey’s gethan.

Canzler.
Die höchste Tugend, wie ein Heiligen-Schein,
Umgibt des Kaisers Haupt, nur er allein
Vermag sie gültig auszuüben:

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Gerechtigkeit! – Was alle Menschen lieben,

Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren,
Es liegt an ihm dem Volk' es zu gewähren.
Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand,
Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand,

4780
Wenn’s fieberhaft durchaus im Staate wüthet,
Und Uebel sich in Uebeln überbrütet.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)