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     Welch Getöse bringt das Licht!
     Es trommetet, es posaunet,
     Auge blinzt und Ohr erstaunet,
     Unerhörtes hört sich nicht.

4675
     Schlüpfet zu den Blumenkronen,

     Tiefer tiefer, still zu wohnen,
     In die Felsen, unter’s Laub;
     Trifft es euch so seyd ihr taub.

Faust.
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,

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Aetherische Dämm’rung milde zu begrüßen;

Du Erde warst auch diese Nacht beständig,
Und athmest neu erquickt zu meinen Füßen,
Beginnest schon mit Lust mich zu umgeben,
Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen,

4685
Zum höchsten Daseyn immerfort zu streben. –

In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen,
Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben,
Thal aus, Thal ein ist Nebelstreif ergossen;
Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen,

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Und Zweig und Aeste, frisch erquickt, entsprossen

Dem duft’gen Abgrund wo versenkt sie schliefen;
Auch Farb’ an Farbe klärt sich los vom Grunde,
Wo Blum’ und Blatt von Zitterperle triefen,
Ein Paradies wird um mich her die Runde.

4695
Hinaufgeschaut! - Der Berge Gipfelriesen

Verkünden schon die feierlichste Stunde;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_006.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)