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jetzt Pocker in den Wiener Salons. Gäbe es aber dennoch irgendwo einen Tagedieb und eine Tagediebin, die sich in pflichtvergessener Zeitvernichtung vom Spiele ferne halten, um in einer stillen Ecke miteinander geistreich zu thun, dann verbinde man die Beiden durch einen Transmissions-Riemen mit dem Central-Spieltische damit sie wenigstens im Wege der Kraftübertragung der Elektro-Technik tributär gemacht werden. Welch ein Triumph der Wissenschaft!

Der freundliche Leser, die schöne Leserin brauchen nur einen Augenblick Umschau zu halten über ihre Erfahrungen, um zu erkennen, welche ungeheure Summe von Kraft in der Centralstation einer großen Stadt sich ansammeln muß. Selbstverständlich wird sie zu wohlthätigen Zwecken verwendet werden. Intelligente Personen werden mit Leichtigkeit Hunderte von Bestimmungen ausfindig machen, denen man aus diesem Reservoir von bisher unbenützter Zeit milde Gaben zuführen könnte. Es ist zu hoffen, daß diese schöne Aussicht den Erfolg des großen Planes sichern werde, und zahlreiche Zustimmungen aus dem engeren Bekanntenkreise liegen schon heute vor. Freilich gab es auch tadelnde Urtheile. So meinte ein dünner, junger Herr, er sehe nicht ein, warum er sich nicht vollständig ausruhen solle, da sein Vermögen vom Großpapa ohnehin mit so viel Mühe erworben worden, und eine dicke Dame, die sehr gefühlvoll ist, erklärte, sie könnte es nicht ertragen, beim Lesen, Sticken, Clavier- ober Pockerspiel immer an Unglück und Elend erinnert zu werden. Eine Andere aber sagte: „Ach, wenn Sie wüßten, wie viel man zu thun hat, wenn man will; mit den Kindern, mit seiner eigenen Vervollkommnung, mit Anhörung dieser oder jener Bitte, mit Nachdenken, wie sich dem oder jenem helfen ließe — ich versichere Sie,“ fügte sie hinzu, „ich fände nur wenig an Ihre Maschine abzuliefern, und das Bißchen sollten Sie mir selbst vergönnen.“ Dieser Dame bestätige ich hiemit öffentlich, daß für sie meine Maschine nicht erfunden ist.

XXX.
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XXX: Die Zeitmaschine (1887). Morgenpost, Wien 1887, Seite 2-3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Extrapost_317_1887-11-28_Die_Zeitmaschine.pdf/7&oldid=- (Version vom 14.9.2022)