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vorausgegangenen Vertheilungszustand, welcher einerlei ist mit der gemeinen Vertheilung, so verstärkt sie bedeutend das Argument, welches alle Fälle von Vertheilung ebenfalls auf eine Wirkung anliegender Theilchen zurückführt (1295).

1350. Zur Erläuterung des Zustandes der polarisirten Theilchen in einem unter Vertheilung stehenden di-elektrischen Mittel will ich einen Versuch beschreiben. Man bringe in ein Glasgefäß etwas klares rectificirtes Terpenthinöl und stecke zwei Drähte hinein, die da, wo sie an der Oberfläche des Terpenthinöls sind, durch Glasröhren gehen, und entweder in Knöpfen oder Spitzen enden. Man schneide sehr saubere, trockne, weiße Seide in kleine Stückchen und bringe etwas davon auch in die Flüssigkeit. Dann elektrisire man einen der Drähte durch eine gewöhnliche Elektrisirmaschine und entlade durch den andern. Sogleich wird die Seide von allen Theilen der Flüssigkeit sich zusammenhäufen und von einem Draht zum andern einen Streifen bilden, der bei Berührung mit einem Glasstab eine bedeutende Zähigkeit zeigt; im Augenblick jedoch, wo der Zufluß von Elektricität aufhört, fällt der Streifen aus einander und seine Theile zerstreuen sich. Die Leitung der Seide ist hierbei sehr gering; und nach der besten Untersuchung, die ich anstellen konnte, ist meine Ansicht: daß der Zusammenhang der Fasern durch die von jeder erlangte Polarität bedingt werde, genau so wie Eisentheilchen zwischen den Polen eines Hufmagneten durch eine ähnliche Anordnung der Kräfte zusammengehalten werden. Die Seidetheilchen sind hier also ein Abbild von dem Zustand der Molecüle[WS 1] in einem Dielectricum, welches ich als polar betrachte, gerade wie es die Seide ist. In allen Fällen von Leitungsentladung vermögen die aneinander gränzenden polarisirten Theilchen des Körpers eine Neutralisation ihrer Kräfte mit größerer oder geringerer Leichtigkeit zu bewirken, wie es auch die Seide


  1. Vorlage: Molecule