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Ich hege die Hoffnung, daß die folgenden Versuche nicht als eine Vermehrung des Zweifelhaften, sondern als eine wahrhafte Erweiterung dieses Zweiges unserer Kenntnisse werden betrachtet werden.

480) Es wird nützlich seyn, hier kurz die bereits aufgestellten Ansichten über die elektro-chemischen Zersetzungen anzuführen, damit man das Widersprechende und Ungenügende des heutigen Zustands derselben einsehen möge, bevor ich eine, wie es scheint, genauer mit den Thatsachen übereinstimmende Ansicht aufstelle. Ich habe gewagt jene Ansichten freimüthig zu beurtheilen, in der Hoffnung, daß ich dadurch ihren hochgesinnten Urhebern keinen Anstoß gebe; denn ich bin überzeugt, sie werden, wenn ich Recht habe, erfreut seyn, daß ihre Ansichten als Wegweiser zum Fortschreiten in der Wissenschaft gedient haben, sollte ich aber in Irrthum verfallen seyn, den Eifer, der mich mißleitete, entschuldigen, da er im Dienste jener großen Lehre ausgeübt wurde, deren Gedeihen und Fortschreiten sie gewünscht haben.

481) Grotthuß schrieb im J. 1805 eigends über die Zersetzung der Flüssigkeiten durch voltasche Elektricität[1]. Er betrachtet die Säule als einen elektrischen Magnet, d. h. als ein anziehendes Agens, bei dem die Pole anziehende und abstoßende Kräfte ausüben. Der Pol, von dem die Harzelektricität ausgeht, zieht Wasserstoff an und stößt Sauerstoff ab, während der, von welchem die Glaselektricität ausfließt, Sauerstoff anzieht und Wasserstoff abstößt; so daß z. B. jedes der Elemente eines Wassertheilchens einer anziehenden und einer abstoßenden Kraft, die in entgegengesetzten Richtunken wirken, ausgesetzt ist. Die Wirkung einer jeden Kraft auf ein in der Bahn des elektrischen Stromes liegendes Wassertheilchen steht im umgekehrten Verhältniß des Quadrats der Entfernung, in welcher sie ausgeübt wird, und so entspringt (wie behauptet wird) für jedes solches


  1. Annal. de chimie, 1806, T. LVIII p. 64.