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die merkliche Zeit, welche die letztere erfordert. Allein schon im gegenwärtigen Zustand unserer Kenntnisse giebt es Umstände, die anzudeuten scheinen, daß dieser Unterschied bei fernerer Untersuchung verschwinden werde (68.).


III. Neuer elektrischer Zustand der Materie[1].

60) So lange ein Draht der volta-elektrischen oder magneto-elektrischen Vertheilung unterworfen ist, scheint er sich in einem besondern Zustand zu befinden, denn er widersteht der Bildung eines elektrischen Stromes in ihm, was er in seinem gewöhnlichen Zustand nicht vermag; und wenn er jener Wirkung nicht mehr ausgesetzt wird (left uninfluenced), hat er die Kraft, einen Strom hervorzubringen, eine Kraft, welche der Draht unter den gewöhnlichen Umständen nicht besitzt. Dieser elektrische Zustand der Materie ist bisher noch nicht beobachtet worden, allein er übt wahrscheinlich auf einige, wenn nicht die meisten, der von elektrischen Strömen hervorgebrachten Erscheinungen einen sehr wichtigen Einfluß aus. Aus sogleich (71.) ersichtlichen Gründen habe ich, nach Berathung mit mehreren gelehrten Freunden, gewagt, ihn als den elektro-tonischen Zustand zu bezeichnen.

61) Dieser elektrische Zustand zeigt, so lange er besteht, keine bekannten elektrischen Erscheinungen; auch habe ich nicht finden können, daß die Materie in diesem Zustande sonst eine eigenthümliche Kraft ausübe oder Eigenschaft besitze.

62) Sie wirkt weder anziehend noch abstoßend, wie es die verschiedenartigen Versuche beweisen, welche ich mit kräftigen Magnetstäben bei Metallen, wie Kupfer,


  1. Hr. Faraday bemerkt hierbei in einer Anmerkung, er habe sich durch spätere, nach der Vorlesung dieses Aufsatzes in der K. Gesellschaft angestellte Versuche überzeugt, daß sämmtliche Erscheinungen sich auch ohne die Annahme des elektro-tonischen Zustandes vollständig erklären lassen. Seine Ansichten hierüber findet man in der nächstfolgenden Abhandlung ausgesprochen.