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IX. Regner. 419


gegen seinen Vater auf Seeland; als hier die Reihe seiner Mannen sich lockerte, und aller Angriff sich gegen ihn allein richtete, erlegte er so viele aus dem Haufen der Gegner, dass er, durch die anwachsenden feindlichen Leichen wie von einer starken Schanze gedeckt, leicht das Herankommen der Streiter abwehrte. Als er dann zuletzt von einem dichteren Knäuel der Feinde umringt wurde, nahm man ihn gefangen, und er wurde fortgeführt, um in das Staatsgefängnis gesetzt zu werden. Zwar löste und zerriss er mit Riesenkraft die Ketten und versuchte die über ihn verhängte Einschliessung zu durchbrechen, vermochte aber auf keine Weise der Haft zu entkommen.

Als Iwar erfuhr, dass der Bürgerkrieg durch den Tod des Empörers[1] beendet war, kam er nach Dänemark zurück; Regner empfing ihn mit hohen Ehren, weil er unter den heftigsten Stürmen der hochverräterischen Bewegung unsträflich an der Pflicht gegen den Vater festgehalten hatte.

Inzwischen hatte Daxon lange vergeblich versucht, den Withserk, der Schweden[2] verwaltete, zu überwinden; endlich überlistete er ihn durch den Kunstgriff eines Friedensschlusses. [311] 311Während er mit einem Gastmahle von Withserk aufgenommen wurde, stellte er heimlich ein bewaffnetes Heer an, das unter dem Scheine von Einkäufen auf Wagen in die Stadt kommen und in nächtlichem Überfalle den Palast des Wirtes erstürmen sollte. Unter dieser Räuberschar räumte das Schwert des Withserk so gewaltig auf, dass sich ein Wall von Feindesleichen um ihn bildete, und er erst gefangen werden konnte, als man Leitern an den Haufen anlegte. Auch zwölf aus seinem Gefolge wurden in gleicher Weise von dem Feinde gefangen genommen; sie erhielten zwar die Erlaubnis angeboten, ins Vaterland zurückzukehren, wollten aber ihr Leben dem Könige weihen und lieber sein Geschick teilen als sich aus der Gefahr retten. Daxon fühlte Erbarmen mit der Heldengestalt des Withserk und wollte die schwellende Knospe


  1. d. i. Hesborn, nicht Ubbo.
  2. Nach 30817 hat Withserk das Scythenland zur Verwaltung erhalten, Schweden aber nach 30533 und 3108 Biorn. Goldschmidt (N T f F 3 r, 5, 185) setzt Scithiae für Suetiae ein.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_429.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)