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IX. Regner. 415


zum Kriegsdienste gestellt hätte, den er am geringsten geschätzt hatte[1], so sollte er jetzt den kräftigsten Sohn und den treuesten Knecht bewaffnen. Darauf nahm er alle Söhne, die er mit Thora gezeugt hatte – [308] 308den Ubbo nicht – zu sich und unterwarf auf einem Kriegszuge den Hellespont und seinen König Dian, nachdem dieser durch verschiedene Schlachten gebrochen war. Schliesslich tötete er ihn, nachdem er in viele Fahrnisse verwickelt worden war. Seine Söhne Dian und Daxon, die vordem Töchter des Russenfürsten zu Frauen genommen hatten, erhielten Hilfe von ihrem Schwiegervater und gingen mit glühendem Eifer daran, ihren Vater zu rächen. Als Regner ihr zahlloses Heer sah, und seine kleine Schar ihm keine Siegeshoffnung bot, da liess er eherne Rosse auf rollende Räder[2] setzen, auf leichtbeweglichen Wagen herumfahren und rasend schnell gegen die dichtesten Reihen der Feinde treiben. Dieser Umstand wirkte so auf die Lockerung der Schlachtreihe der Feinde, dass die Hoffnung auf Sieg mehr auf dem beweglichen Kunstwerke, als auf den Mannen beruht zu haben schien; denn dessen unwiderstehliche Wucht warf alles nieder, worauf es traf. Der eine Führer fiel im Kampfe, der andere entfloh, das ganze Heer der Hellespontier wich. Auch die Skythen, die mit Daxon durch die Mutter eng verwandt waren, sollen durch dieselbe Höllenmaschine niedergeworfen worden sein. Ihr Land wurde dem Withserk überwiesen; der König der Russen, der seiner Kraft nicht traute, entrann in rechtzeitiger Flucht den schrecklichen Waffen des Regner.


  1. Nach 30439 erwartet man hier: „und den faulsten und unzuverlässigsten Knecht.“
  2. Nach Olrik (II118) Missverständnis Saxos für an. hlunnjór („Rollenhengst,“ Kenning für Schiff). Nach Steenstrup [Normannerne Isub>110, Kjöbenhavn 1876] Erinnerung an die merkwürdigen, wie Pferde aussehenden Maschinen, die die Dänen bei der Belagerung von Paris bauten. Steenstrup bestreitet Olriks Annahme, da von einem Kampfe zu Lande und nicht zur See die Rede sei; die Schilderung verweile bei mehr als bei einem Worte; es liege kein Grund vor, Saxo ein sprachliches Missverständnis zuzuschreiben (Arkiv f. n. F. 13125).
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_425.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)