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412 Neuntes Buch.


die von ihrem ruchlosen Sinne nicht hatten lassen wollen, die sollten auch das Leben nur unter martervoller Strafe aufgeben. Die Güter derer, die mit Harald ins Ausland geflohen waren, verteilte er unter seine Kriegsleute; das sollte empfindliche Strafe sein für die Väter, wenn sie sehen mussten, dass ihre Lieblingssöhne das Gut verloren, und ihre Erbschaft mit ihren Ehren an die Kinder überging, die sie selbst durch ihr Urteil verstossen hatten. Aber auch so war sein Rachedurst noch nicht gestillt: er beschloss nun, noch Sachsen anzufallen, weil da seine Feinde und Harald Aufnahme und Schutz fanden; er nahm seine Söhne zu Hilfe und stiess auf Karl, der damals in diesen Strichen seines Reiches weilte. Die vorgeschobenen Posten Karls überrumpelte er und schnitt sie ab; nun hielt er das Weitere für leicht und einfach durchzuführen; [306] 306da aber mahnte den Kaiser mit heilsamer Weissagung eine Frau, kundig der Zukunft, wie ein Orakel vom Himmel und ein Dollmetsch des göttlichen Willens, sie beugte der nahenden Gefahr glücklich durch ihren Spruch vor, indem sie verkündete, dass die Flotte des Siward in die Mündung der Seine eingelaufen sei. Der Kaiser liess die Mahnung nicht unbeachtet, deutete sie auf das Herannahen der Feinde und traf Vorkehrungen, den ihm angekündigten Ausländern in Kampfbereitschaft entgegenzutreten und sie aufzuhalten. Es kam zum Kampfe mit Regner, jedoch Karl hatte zwar die Warnung vor der Gefahr richtig aufgefasst, kämpfte aber in der Schlacht nicht mit demselben Glück. Der unermüdliche Bezwinger von fast ganz Europa musste, nachdem er in strahlendem Siegeszuge einen grossen Teil des Erdkreises durchmessen hatte, sehen, wie sein Heer, das so viele Staaten, so viele Stämme besiegt hatte, jetzt dem Kampfe den Rücken wandte, niedergeworfen von der kleinen Schar eines einzigen Ländchens.

Als Regner den Sachsen einen Zins auferlegt, sichere Nachricht aus Schweden von dem Tode des Heroth erhalten und erfahren hatte, dass dessen Kinder durch die Bosheit des neuen Königs Sorlus aus dem grossväterlichen Besitze verdrängt waren, ging er, nachdem er Biorn, Fridlew und Rathbarth

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_422.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)