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IX. Regner. 411


kräftigsten Männer anderer Völker und brachte der Jugend grosse Förderung; denn die Gestellten wetteiferten, den Makel der Schlaffheit zu tilgen. Ausserdem traf er die Einrichtung, dass jeder Rechtshandel dem Urteilsspruche von zwölf erfahrenen Männern überwiesen würde, dass weitere gerichtliche Förmlichkeiten nicht geduldet, auch Beschuldigungsrede des Anklägers und Verteidigungsrede des Angeklagten nicht gestattet werden sollten. Durch dieses wohlthätige Gesetz wurde nach seiner Ansicht das leichtfertige Anhängigmachen von Streitsachen aus der Welt geschafft, auch den Ränken der Böswilligen ausreichend entgegengetreten. Nunmehr wandte er seine Waffen gegen Britannien, verwickelte den König dieses Landes, Hama, den Vater des vortrefflichen Hella, in einen Kampf und erschlug ihn. Darauf tötete er die Herrscher von Schottland und Petland und der Inseln, die man südliche oder mittägige[1] nennt, und überwies die herrenlosen Striche seinen Söhnen Siward und Rathbart. Auch Norwegens König beseitigte er mit Gewalt und wies das Land an Fridlew; diesen machte er auch zum Herrn über die Orkaden, die ihren heimischen Fürsten verloren.

Inzwischen sann eine Gruppe unter den Dänen[2], bei denen der Hass gegen Regner besonders lebendig war, auf Abfall, wandte sich dem einst aus dem Lande geflohenen Harald zu und versuchte, ihm die verlorene Herrschaft wieder zu verschaffen. Durch dieses freche Unterfangen riefen sie die Furien eines Bürgerkrieges gegen den König wach und verwickelten ihn im Inlande in Gefahren, die er vom Auslande nicht zu fürchten hatte. Um sie niederzuwerfen, kam Regner mit einer Flotte der Inseldänen, zersprengte den Haufen der Aufständischen und nötigte den Führer des geschlagenen Heeres Harald zur Flucht nach Deutschland; so musste er sein Königtum, das er unredlich erworben hatte, mit Schanden wieder aufgeben. Die Gefangenen begnügte er sich nicht einfach zu töten, sondern liess sie erst foltern;

  1. Die Hebriden nach isländischer Bezeichnung.
  2. d. h. Jüten.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_421.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)