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390 Achtes Buch.


durch seine ungewohnte Erscheinung. Mehr als alles quälte der scharfe, fortwährende Gestank die gepeinigten Nasen. Blutlose Bilder von Ungeheuern hatten auf eisernen Sitzen sich plump hingelagert, die Sitzplätze schieden bleierne Schranken, vor den Schwellen hielten grauenvolle Pförtner Wache; einige von ihnen machten Lärm mit Knütteln, die sie aneinander schlugen, andere trieben ein hässliches Spiel mit wechselwendigem Schütteln eines Ziegenfelles. Hier erhob Thorkill zum zweiten Male seine warnende Stimme: sie sollten nicht die gierigen Hände nach Unerlaubtem ausstrecken. Als sie weiter schritten, erblickten sie einen Riss in der Felswand[1] und unfern davon sahen sie auf einem erhabenen Aufbau einen Greis sitzen mit durchbohrtem Körper gegenüber von dem Loche im Felsen; ausserdem drei Frauen mit grossen Kröpfen an ihrem Leibe ohne festes Rückgrat hart neben ihm sitzen. Die Gefährten wünschten zu wissen, was das sei, und Thorkill, der das Wesen der Erscheinungen kannte, belehrte sie, der Gott Thor habe einst, gereizt durch die Frechheit der Riesen einen glühenden Stahl durch das Herz des Geruth getrieben, der ihm zum Kampfe entgegen getreten sei, und mit diesem Stahle, der noch weiter gedrungen, habe er die Seite des erbebenden Felsens durchstossen; die Frauen aber hätten, von gewaltigen Blitzen getroffen, mit dem Bruche des Rückgrats gebüsst für einen Angriff auf denselben Gott. Als sie von da weiter gingen, zeigten sich ihnen sieben Fässer von goldenen Reifen umspannt, an denen eine Menge silberne Ringe verschlungen hingen. Neben ihnen befand sich der Zahn eines Wundertieres, an den Enden vergoldet. Neben diesem lag das grosse Horn eines Wildochsen, mühsam geschmückt mit auserlesenen Edelsteinen, auch mit kunstvoll eingegrabenen Bildern. Neben ihm liess sich ein schweres Armband sehen. Ein Mann, der die Gier, es zu besitzen, nicht meistern konnte, legte habsüchtig seine Hände an das Gold; er wusste nicht, dass hinter


  1. Holder: „erblickten sie durch einen Riss in der Felswand und zwar nicht weit entfernt u. s. w.“
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_400.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)