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VIII. Gorm. 389


sie den Zugang hütend vor den Thoren Wache lagen. Ihnen warf Thorkill ein mit Fett bestrichenes Horn zum Ablecken hin und stillte ihre rasende Wut durch geringe Aufwendung. Oben stand der Zugang zu den Thoren offen; sie stiegen zu ihm auf mit Leitern und gewannen den hochgelegenen Eingang. Schwarze, hässliche Gespenster erfüllten die Stadt; diese lärmenden Erscheinungen anzusehen war vielleicht noch schreckvoller, als sie zu hören; alles war ekelerregend, faulender Kot peinigte beim Herantreten die Nasen mit unerträglicher Ausdünstung. Weiter fanden sie ein Felsgelass, welches der Sage nach dem Geruth als Königsburg diente. Obgleich sie sich vornahmen, den engen und abstossenden Steinbau zu besehen, hemmten sie doch, als sie schon am Eingange waren, ihren Schritt und blieben vor Furcht stehen. Da zerstreute Thorkill, der sie schwanken sah, das Bedenken einzutreten mit mannhafter Mahnung: sie sollten nur sich selbst beherrschen, dass sie kein Gerät in dem Hause, das sie betreten wollten, anrührten, möchte es auch noch so schön für den Besitz oder noch so lieblich für das Auge scheinen; sie sollten sich nicht von der Habgier bezwingen lassen, aber auch nicht von der Furcht, nicht das die Sinne Reizende zu haben wünschen, aber auch das durch sein Aussehen Schreckende nicht fürchten, obgleich sie sich zwischen einer grossen Menge von Gegenständen beider Arten bewegen würden. Denn die Hand, die habgierig etwas anfasse, werde sofort an dem berührten Gegenstande fest haften und nicht von ihm losgerissen werden können, würde wie mit einem unauflöslichem Bande mit ihm verknotet sein. Sie sollten zu vieren in Reihen gesetzt eintreten. Zuerst wagten den Eintritt Broderas und Buchi, diesen folgten der König und Thorkill; die anderen schritten in geordneten Reihen hinein. Drinnen sahen sie ein Gemach, gänzlich verwahrlost und mit einer Menge ekelhaften Dampfes erfüllt, ausgestattet mit allem, [290] 290was das Auge oder den Sinn beleidigen kann. Die Thüren von langjährigem Rauche geschwärzt, die Wand mit Unflat überzogen, das Dach aus Spiessen gefügt, der Estrich mit Schlangen bedeckt und mit allerlei Schmutz bespritzt, alles das schreckte die Fremden

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_399.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)