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386 Achtes Buch.


Nacht aber kamen Gespenster auf das Gestade geflogen, machten im ganzen Walde grossen Lärm und umschwärmten die geschlossenen Schiffe. Eins von ihnen, grösser als die anderen, mit einem gewaltigen Knüppel bewaffnet, schritt durch das Meer; als es näher kam, begann es zu rufen: sie würden nicht eher abfahren, als bis sie den mit der Abschlachtung der Herde begangenen Frevel dadurch gesühnt hätten, dass sie den an dem Viehe der Gottheiten angerichteten Schaden durch Auslieferung je eines Mannes für jedes Schiff gutgemacht hätten. Seinen Drohungen gehorchend reichte ihm Thorkill drei durch das Los bestimmte Männer dar, um das Leben aller durch die Preisgabe weniger zu retten.

Nunmehr füllte ein günstiger Wind ihre Segel, und sie fuhren nach dem jenseitigen Biarmien. Die Gegend hat stets strenge Kälte, ist mit hohen Schneemassen bedeckt, empfindet sogar die Kraft der Sommerhitze nicht, ist reich an unwegsamen Wäldern, bringt keine Feldfrucht und hat viele anderswo unbekannte Tiere. Zahlreiche Flüsse strömen hier wegen der in den Flussbetten liegenden Felsblöcke mit rauschendem und schäumendem Laufe. Dort wies Thorkill seine Begleiter an, die Schiffe ans Land zu ziehen und auf dem Strande die Zelte aufzuschlagen; der Ort sei nun erreicht, von dem aus nur noch ein kurzer Weg zu Geruth sei. Er verbot ihnen mit dem Begegnenden irgend ein Gespräch anzufangen, denn die Gespenster nähmen aus keinem Anlasse mehr die Gelegenheit zu schaden, denn aus Worten der Fremden, die nicht freundlich genug gesprochen seien, und deshalb seien die Genossen nur sicher, wenn sie schwiegen; er allein könne ohne Gefahr sprechen, da er früher schon des Volkes Sitte und Brauch kennen gelernt habe. Als die Dämmerung hereinbrach, kam ein Mann von ungemeiner Grösse und begrüsste die Seefahrer mit ihrem Namen. Als alle staunten, mahnte sie Thorkill, den Kommenden mit Freuden zu empfangen; es sei Guthmundus, der Bruder des Geruth, der alle, die dort landeten, gütig in Gefahren beschütze. Als Guthmund fragte, weshalb die anderen so hartnäckig schwiegen,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_396.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)