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VIII. Snio. 381


er nicht hoffen konnte, noch weiter eine Verteidigung für seine Leidenschaft in der Anklage vorzubringen, so wandte er sich offen wieder mit frecher Stirne zum Becher und zechte wacker; List in Trotz verkehrend wollte er lieber die königliche Ahndung erwarten, als enthaltsam werden. Als ihn der König fragte, warum er sich wieder unterfange zu thun, was ihm so oft untersagt sei, da sagte er: „Diesen Drang, o König, erzeugte nicht meine Trunksucht, sondern Wohlwollen gegen Dich; denn ich dachte daran, dass beim Leichenbegängnisse eines Königs das Totenopfer mit einem Schmause dargebracht werden muss. Damit nun der Schmaus, mit dem Deine Bestattung gefeiert wird, [284] 284 nicht wegen Mangels an Hefe des festlichen Trunkes entbehren müsse, habe ich, nicht also durch meine Trunksucht, sondern durch weise Fürsorge geleitet, für die Möglichkeit der Herstellung des verbotenen Trankes gesorgt. Dass Du aber früher als andere an Hunger sterben und der Bestattung bedürfen wirst, das ist mir gewiss; denn deswegen, denke ich, hast Du das neuartige Gesetz der Sparsamkeit erlassen, weil Du fürchtetest, dass Dir zuerst es an Nahrung fehlen würde. Für Dich, nicht für andere sorgend, hast Du es über Dich gewonnen, gegen königliche Sitte den Geiz einzuführen.“ Da verwandelte der feine Spott des Mannes den Zorn des Königs in Beschämung. Da er sah, dass der dem öffentlichen Wohle geltende Erlass nur zu einer Verspottung seiner Person ausgeschlagen war, liess er die Sorge für den allgemeinen Nutzen sein und widerrief seine Verordnung: er wollte lieber seine Satzung aufheben, als den Unwillen des Volkes auf sich laden.

Da also, wie ich erwähnt habe, sei es, weil der Boden zu wenig Regen empfing, sei es, weil er zu sehr durchglüht wurde, die Saaten nicht aufwuchsen, und die Felder nur spärlich Frucht gaben, da entkräftendes Entziehen der Nahrung das der Speise entbehrende Land schwächte, und infolge des Mangels an Lebensmitteln der Hunger nicht mehr gestillt werden konnte, so wurde auf Vorschlag des Aggo und Ebbo durch Volksbeschluss bestimmt, dass die Greise und Kinder erschlagen, alle Schwachen aus dem Lande gejagt, und nur

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_391.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)