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372 Achtes Buch.


da alle von Trunkenheit überwältigt waren. Als der Brand sich weiter ausdehnte, schüttelten einige die lähmende Trunkenheit ab und verfolgten zu Pferde im Galopp die entdeckten Urheber der Gefahr. Aber die Jünglinge entrannen, zunächst reitend auf den Tieren, die sie genommen hatten, zuletzt, als diese durch den langen Lauf ermüdet waren, zu Fusse. Als sie beinahe eingeholt waren, rettete sie ein Fluss. Die Brücke nämlich, die sie vorher, um Verfolger aufzuhalten, durch Anschneiden der Balken bis zur Mitte nicht bloss für Lasten untauglich gemacht, sondern sogar dem Zusammenbruche nahe gebracht hatten, überschritten sie und begaben sich mit Vorsicht in eine Erdvertiefung im dichten Gebüsche. Ihnen nacheilend wurden die Slaven, als sie ohne eine Ahnung von der Gefahr unvorsichtig die Brücke mit ihren Rossen belasteten, von dem Zusammenbruche des Balkenwerks aus dem Sattel geschleudert und stürzten in den Fluss. Sie suchten zwar schwimmend das Ufer zu erreichen, wurden aber von Gunno und Jarmerik, die ihnen entgegentraten, gehindert, in den Fluss zurückgestossen oder getötet. So vollbrachten Jünglinge mit vorzüglicher Schlauheit nicht wie flüchtige Sklaven, sondern wie erfahrene Greise ein Werk, das über ihr Alter ging, indem sie das, was sie scharfsinnig ausgedacht hatten, mit der That erfüllten. Aber als sie an den Strand kamen, nahmen sie ein Schiff, das ihnen der Zufall bot und fuhren aufs hohe Meer. Als die Barbaren, die ihnen folgten, sie fahren sahen, versuchten sie es, durch Schreien sie zurückzurufen; sie gelobten ihnen, sie sollten ihre Könige sein, wenn sie zurückkehrten, weil durch allgemeingültige Satzung ihrer [278] 278Vorfahren dem die Nachfolge im Reiche bestimmt sei, der den König erschlüge. Noch lange betäubte ihre Ohren, als sie sich vom Lande immer weiter entfernten, der hartnäckige Zuruf der Slaven mit seinen verführerischen Verheissungen.

Damals regierte Buthlus, der Bruder des Siward, als Stellvertreter über Dänemark; bei der Heimkehr des Jarmerik wurde er von den Dänen genötigt, diesem das Reich abzutreten und wurde aus einem Könige ein Privatmann. Zu derselben Zeit liess Götar den Sibbo töten unter der

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_382.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)