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370 Achtes Buch.


zu einer Schlacht zusammen und kündete dem Simon, der als Unterkönig unter Götar Schonen verwaltete, Krieg an. Diesen führte er mit dem Mute der Verzweiflung, erschlug zwar den Simon, beschloss aber unter starkem Verluste der Feinde sein Leben. Das Vaterland jedoch vermochte er nicht von dem auf ihm lastenden Zinse zu erlösen.

Inzwischen lebte Jarmerik bei dem Könige der Slaven Ismarus mit seinem Altersgenossen und Milchbruder Gunno in Haft gehalten als Kriegsgefangener. Endlich wurde er aus dem Kerker genommen, im Landbau beschäftigt und verrichtete Bauernwerk. Wegen der geschickten Ausübung dieses Dienstes wurde er zur Aufsicht über die Sklaven des Königs versetzt. Da er auch dieses Amt ehrlich verwaltete, wurde er unter die Leibwache des Königs aufgenommen. Da er sich hier durch ein feines Wesen nach dem Hofbrauche zu empfehlen wusste, so wurde er binnen kurzem unter die Räte versetzt und wurde der erste Vertraute des Königs; wie auf einer Leiter der Verdienste gelangte er aus der niedrigsten Stellung auf den höchsten, angesehensten Ehrenplatz. Und damit er nicht ein träges und entkräftendes Leben in seiner Jugend führe, gewöhnte er sich an kriegerische Übungen und brachte die Gaben der Natur mit Sorgsamkeit zur Entfaltung. Lieb war allen die Begabung des Jarmerik, nur der Königin war der kluge, junge Mann verdächtig. Da kam plötzlich die Nachricht, dass der Bruder des Königs sein Geschick erfüllt habe. Seine Leiche wollte Ismar mit prächtigem Begängnisse bestatten, und um den Prunk der Leichenfeier zu vergrössern, richtete er mit königlicher Freigebigkeit ein Mahl zu. Aber Jarmerik, dem schon bei anderer Gelegenheit zusammen mit der Königin die Sorge für das Hauswesen übertragen worden war, machte sich daran, eine Flucht vorzubereiten; die Möglichkeit dazu schien eben die Abwesenheit des Königs zu verheissen. Es war ihm klar, dass er trotz seiner Machtstellung nur ein elender Sklave des Königs bleiben werde und sein Leben immer unsicher und abhängig von fremdem Belieben. Ausserdem meinte er, obschon er die erste Ehrenstelle bei dem Könige inne hatte, dass die Freiheit wertvoller

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_380.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)