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364 Achtes Buch.


Strand und Stein, der bestreut mit unzähligen stehenden Spitzen,
Mit holztragenden Sohlen als erster sie lehrte betreten?

  „Zug“, expugnator als Besieger und nimmt den Olo als einen sonst unbekannten Gegner des Starkather, der dreimal geboren wird und dreimal besiegt werden muss. So bestechend diese Vermutung auch ist, erscheint sie doch nicht zu halten: Über expugnator lässt sich nicht entscheiden, da Saxo das Wort sonst nicht anwendet, agmen aber bedeutet bei ihm nur: „Schar, Heer“ und auch 2704 ist „nec in agmine quisquam“ weiter nichts als eine Verstärkung des voraufstehenden nemo; die Verse 27214 u. 15 ferner meinen doch sichtlich eine längere Zeit, als die kurze Zeit einer einzelnen Expedition. Der Dichter des Liedes weiss allerdings mehr von Starkather, als Saxo berichtet, wie den Kerr und die Söhne des Ler, und so könnte man denken, dass Saxo auch diesen Kampf mit Olo beiseite gelassen habe; aber sollte sich Saxo wirklich dieses Kraftstück, wo ein Wundermensch im Streite mit Starkather zweimal wieder auflebte und also dreimal zu erschlagen war, haben entgehen lassen? Er würde doch sicherlich ein Gedicht daraus gemacht und seine ganze Kunst entfaltet haben, wenn er es unter den Abenteuern des Starkather gefunden hätte. — In wiefern die Aufzählung der Thaten des Starkather in dem Liede, das dem Saxo vorlag, den Anspruch erhebt, eine historische Folge zu geben, mag dahin gestellt bleiben; auf jeden Fall darf man aber doch erwarten, dass der Dichter, wie er mit Fug und Recht den Abschluss der Heldenlaufbahn Starkathers, nämlich seine Teilnahme an der Brawallaschlacht, an das Ende setzte, so auch die Reihe mit dem Eintritte in dieses Leben begann, das heisst, mit einem Hinweise auf den Aufenthalt Starkathers bei Hako; wie hätte er diese Lehrzeit, die doch zugleich in Starkathers kräftigste Jahre fällt, übergehen dürfen? wird ihr doch im Ingell-Liede 20921 ff. (und noch ausführlicher in der Parallelstelle 21430 ff.) eine hervorragende Bedeutung für die Entwicklung Starkathers beigelegt. Wenn irgend etwas Bedeutendes, so erwartet man doch gerade diese Zeit an der Spitze der Aufzählung.

Alle Schwierigkeiten verschwinden, wenn man diesen hier gar nicht zu entbehrenden Hako für den sonst ganz unbekannten Olo einsetzt. Weil von dem andern, bekannten, Olo, den Starkather ermordet hat, an den natürlich hier nicht gedacht werden darf, in dem zweiten Berichte, der dem Saxo vorlag[A 1], und somit in der prosaischen Einleitung, die Saxo aus ihm zusammenschrieb, so viel die Rede war, ist dieser Name dem Saxo in die Feder geflossen, oder es hat ihn auch ein klug sein wollender Abschreiber hingesetzt.

(In seiner zurechtgemachten Geschichte lässt Saxo den Starkather zuerst zu Frotho und erst viel später zu Hako kommen; das widerspricht
  1. S. zu 26829.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_374.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)