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358 Achtes Buch.


und Thola, die der König hinüberschickte, gestellt, im Kampfe besiegt und wich fliehend zurück auf ihre Flotte. Nur 30 Schiffe von ihr gewannen die Flucht aufs hohe Meer, die anderen wurden vom Feinde genommen. Als sie vor den Dänen wich, trat Thrond seiner Schwester entgegen, wurde aber von ihr geschlagen, büsste sein ganzes Heer ein und eilte über das Dovrefjeld, ohne auch nur einen Begleiter zu haben. So wandelte sie, die kurz vorher den Dänen gewichen war, durch die Überwindung des Bruders die Flucht in einen Sieg. Als Omund das erfuhr, ging er wieder nach Norwegen mit einer grossen Flotte und brachte zunächst die Bevölkerung der Thelemark durch Omoth und Thola, die er heimlich auf einem Richtwege dahin sandte, gegen die Herrschaft der Rusla in Bewegung. Die Folge war, dass Rusla, aus ihrem Reiche durch ihre Unterthanen verjagt, bei den Inseln, zu denen sie in Hoffnung auf Rettung gewichen war, vor den ansegelnden Dänen ohne einen Kampf sich zur Flucht wandte. Der König verfolgte sie hitzig, vernichtete ihre auf der hohen See abgefangene Flotte vollständig und gewann unter grossem Verluste auf seiten der Feinde einen unblutigen Sieg und herrliche Beute. Rusla aber war wieder mit wenigen Schiffen entwischt und durchfurchte mit raschem Ruderschlage die Fluten; während sie aber den Dänen auswich, stiess sie auf ihren Bruder und wurde erschlagen. Unvermutete Gefahren haben grössere Macht zu schaden, und Übel, die nicht besonders gefürchtet werden, macht ein Zufall oft schlimmer, als die für bedrohlich angesehen werden. Dem Thrond schenkte der König wegen der Erschlagung der Schwester eine Herrschaft, die anderen aber blieben unter Zins; darauf ging er nach der Heimat zurück.

Zu dieser Zeit trieben Thorias und Bero, die tüchtigsten Streiter der Rusla, an Irlands Küsten Seeraub. [268] 268Als diese den Tod ihrer Herrin erfuhren, der sie einst unter Eid die Blutrache zugesagt hatten, eilten sie zu Omund und forderten ihn zum Zweikampfe heraus. Eine Ablehnung galt einst für Könige als ein Schimpf; denn der alten Fürsten Ansehen wurde mehr nach ihren Waffenthaten als nach ihrem Schatze gemessen.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_368.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)