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VIII. Omund. 357


die Leute im Hinterhalte überfallen sollten, während dem Atylo von Schonen die Aufgabe zufiel, gegen Ring zu kämpfen. Dieser kam der Weisung mit Eifer nach, aber nicht mit Glück: er wurde im Kampfe überwunden, verlor viel Leute und floh nach seiner Niederlage nach Schonen zurück. Omund ergänzte mit Unterstützung des Oddo seine Streitkräfte und stellte seine Flotte zu einer Seeschlacht auf. Zu dieser Zeit machte sich Atylo, der durch Traumgesichter eine zuverlässige Kundschaft von dem Kriege in Norwegen gewonnen hatte, eilends wieder auf die Fahrt, um seine Flucht wieder gut zu machen und stiess zu Omunds grosser Freude im letzten Augenblicke vor der Schlacht zu diesem. Auf dessen Hilfe gestützt ging nun Omund zuversichtlich in den Kampf und kämpfte mit Glück: wo er selbst focht, gewann er den Sieg, den er verloren hatte, wo nur seine Leute fochten. Zum Tode verwundet betrachtete ihn Ring mit glanzlosen Augen, winkte ihn, was er noch konnte [267] 267(denn die Stimme versagte ihm) durch eine Handbewegung zu sich und bat ihn, sein Schwiegersohn zu sein: er ginge gerne in den Tod, wenn er seine Tochter einem solchen Gemahle zurücklasse. Ehe er noch eine Antwort erhalten konnte, verschied er. Seinem Tode widmete Omund heisse Thränen und gab die eine Tochter des Ring dem Omoth, von dem er treue Mitwirkung im Kampfe gehabt hatte, in die Ehe, die andere nahm er selbst zur Frau.

Zu derselben Zeit hatte die Schildmaid Rusla, die mit tüchtigen Kriegsthaten über Weibermut hinausging, in Norwegen mit ihrem Bruder Throndus viele blutige Zusammenstösse um die Herrschaft gehabt. Diese Jungfrau mochte es nicht mit ansehen, dass Omund über Norweger herrsche, und sie hatte sich Krieg vorgesetzt gegen alle Unterthanen der Dänen. Als Omund davon Kunde erhielt, bestellte er seine tüchtigsten Leute zur Unterdrückung dieses Kriegslärms. Rusla überwand sie, ihr Sieg machte sie übermütig, und von massloser Hoffnung ergriffen verstieg sie sich dazu, an die Erwerbung der Herrschaft in Dänemark zu denken. Sie griff zunächst die Landschaft Halland an, wurde aber von Omoth

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_367.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)