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VIII. Olo, Omund. 355


Herkommen nach zu den Dänen. Da sie ihren Kräften und ihrem Geschicke nicht recht trauten zur Ausführung des Vorhabens, so bewogen sie den Starkather durch Geld zum Beitritt. Er liess sich überreden, die That mit dem Schwerte auszuführen, und da er nun einmal die Rolle des blutigen Mörders auf sich genommen, so nahm er sich vor, den König anzufallen, wenn er im Bade sässe. Als er zum badenden Könige hineingegangen war, wurde er geblendet durch dessen scharfen Blick und durch den Glanz der ruhelos rollenden Augen; durch versteckte Furcht wurden seine Glieder gelähmt, er hemmte seinen Schritt, trat zurück, liess die Hand sinken und schob das Vorhaben auf: der Mann, der so vieler Führer und Kämpfer Waffen niedergestreckt hatte, vermochte den Blick eines einzigen unbewaffneten Mannes nicht auszuhalten. Olo kannte die Wirkung seines Blickes, bedeckte deshalb sein Antlitz und hiess ihn dann näher treten und sagen, was er bringe; denn lange Lebensgemeinschaft und eingehende Erprobung liessen gegen ihn den Verdacht eines Verrates nicht aufkommen. Er aber sprang mit gezücktem Schwerte auf den König los, durchbohrte ihn, und als er aufstehen wollte, versetzte er ihm einen tödlichen Hieb in den Nacken. 120 Pfund Gold waren als Belohnung gesetzt. Später betrauerte er von Reue und Scham ergriffen die vollbrachte Schandthat so schmerzlich, dass er den Thränen nicht wehren konnte, wenn zufällig auf sie die Rede kam; so sehr schämte er sich, zur Besinnung gekommen, der wilden Frevelthat. Er erschlug sogar einige von denen, die ihn verleitet hatten, zur Ahndung des von ihm begangenen Verbrechens und rächte die That, der er den Arm geliehen.

Die Dänen wählten nun Omund, den Sohn des Olo, zum Könige; denn sie meinten, mehr den Adel seines Vaters als seine Thaten berücksichtigen zu sollen. Nachdem dieser herangereift war, blieb er in keinem Stücke hinter seinem Vater zurück; die Thaten des Olo hatte er sich vorgesetzt zu erreichen oder noch zu überholen. Zu der Zeit herrschte über einen ansehnlichen Stamm in Norwegen Ringo, dessen Tochter Esa dem Omund, [266] 266als er sich nach einer Frau umsah, das

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 355. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_365.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)