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VIII. Ring. 353


Keule, liess sie auf sein Haupt niedersausen und tötete ihn so mit seiner eigenen Waffe. Um den Wagen des Königs lagen ungezählte Leichen, und der Haufe der Erschlagenen reichte bis über den Kranz der Räder; so hoch wie die Deichsel lagen die Toten im Haufen. Denn in dem Heere des Ring sind gegen 12000 Edle erschlagen. Aber auf Haralds Seite fielen gegen 30000 Edle, ganz abgesehen von dem gemeinen Tross.

[264] 264Als Ring die Nachricht von Haralds Ende erhielt, gab er das Zeichen, die Reihen zu lockern und inne zu halten mit dem Kampfe. Dann schloss er einen Friedensvertrag mit den Feinden, denen er vorstellte, dass sie ohne den Führer den Kampf nutzlos noch länger hinzögen. Darauf wies er die Schweden an, den Leichnam des Harald überall unter den wirr durcheinander liegenden Haufen der Erschlagenen zu suchen; der tote König sollte der gebührenden Bestattungsfeier nicht entbehren. So begann denn die Menge eifrig die Leichen umzuwenden; einen halben Tag verwandte man auf diese Thätigkeit, endlich wurde die Leiche mit der Keule gefunden. Harald wollte der Seele des Harald die letzte Ehre erweisen: er liess das Ross, auf dem er ritt, vor den Wagen des Königs spannen, mit goldgestickten Decken zum Schmuck belegen und weihte es seiner Ehre. Dann sprach er Gelübde aus und fügte die Bitte an, dass Harald auf diesem Rosse an der Spitze seiner Genossen im Tode in die Unterwelt einreite und bei Pluto, dem Herrscher im Orkus, für Freund und Feind ruhige Wohnung auswirke. Darauf lässt er den Scheiterhaufen errichten und fordert die Dänen auf, das goldbeschlagene Schiff ihres Königs zur Nahrung für die Flamme darauf zu bringen. Und während das Feuer den Leichnam auf dem Holze verzehrte, schritt er umher bei dem trauernden Adel und mahnte alle eindringlich, sie sollten Waffen, Gold und alles, was kostbar sei, freigebig als Nahrung auf den Scheiterhaufen werfen zur Verehrung für einen so grossen und um alle so wohlverdienten König. Auch die Asche des verbrannten Körpers liess er in eine Urne bergen, nach Lethra schaffen und dort mit Ross und Rüstung nach Königssitte

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_363.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)