Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 337.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
VII. Haldan, Gurith. 327


Mahnungen entgegenzutreten. Noch war die Jungfrau mit ihrer Antwort nicht zu Ende, da durchbohrte schon Haldan den Bräutigam mit dem Schwerte. Und nicht zufrieden, einen Mann erlegt zu haben, streckte er den grössten Teil der Tischgenossenschaft nieder. Als die Sachsen, vor Trunkenheit schwankend, mit geknickten Beinen auf ihn einstürmten, da wurden sie von seinen hinzukommenden Leuten niedergehauen. Darauf heiratete Haldan die Gurith. Als er sie mit dem Fehler der Unfruchtbarkeit behaftet sah und doch den innigsten Wunsch hegte, Kinder zu erhalten, ging er, um ihr Fruchtbarkeit zu verschaffen, nach Upsala; er erhielt den Bescheid: um sich Nachkommenschaft zu erwecken, müsse er erst den brüderlichen Manen das Totenopfer bringen; und als er dem Spruche gehorchte, empfing er den Trost der Erfüllung seines Wunsches: er erhielt von der Gurith einen Sohn, dem er den Namen Harald gab. Als er für diesen das dänische Reich, das durch die unberechtigten Fürsten in Stücke zerrissen war, zur früheren Form der Alleinherrschaft zurückbringen wollte, da fiel er, als er in einer Schlacht auf Seeland den Wesetus, [247] 247 einen berühmten Kämpen, angriff. Als das Gurith sah, die aus Liebe zu ihrem Sohne in Mannestracht bei der Schlacht zugegen war, trug sie ihren Sohn, als er trotz der Flucht der Genossen eifrig weiterkämpfte, auf ihren Schultern in einen nahen Wald. Von seiner Verfolgung hielt die Feinde hauptsächlich ihre Ermüdung zurück, einer aber durchbohrte den Hintern des Hangenden mit einem Pfeile. Deshalb meinte Harald, dass ihm durch die Mutter zwar sorgliche Hilfe, aber auch grosse Schmach gebracht sei.

Während er schon sehr schön und sehr gross war, auch alle seine Altersgenossen an Kraft und Wuchs überragte, erfuhr er von Othin, durch dessen Orakel er zur Welt gekommen zu sein schien, noch die Gnade, dass er nicht durch Eisen verwundet werden konnte. Daher kam es, dass Geschosse, die anderen Wunden schlugen, nicht imstande waren, ihm eine Verletzung beizubringen. Und die Wohlthat fand ihren Lohn: er soll nämlich dem Othin alle Seelen versprochen haben, die er mit seinem Schwerte von dem Körper schiede.

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_337.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)