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VII. Haldan, Hildiger, Gurith. 325


Mir steht zu Häupten der schwedische Schild in den Boden geheftet,

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Ihn schmückt strahlende Fläche, gezeichnet mit reichlichem Bildwerk,

Krönt auch Getäfel der Lagen, das aller Bewundrung erreget.
Dort die erlauchten Besiegten und niedergeworfene Kämpen,
Kriege dazu, auch jegliche That meiner Rechten, die rühmlich,
Zeigt vielfarbiges Malwerk; inmitten der Fläche erblickst Du

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Stehend, in herrlicher Arbeit gegraben, das Bild meines Sohnes,

Dem meine eigene Hand die Bahn seines Lebens verkürzte.
Er war uns einziger Erbe, des Vaters alleinige Sorge,
Einziger Trost seiner Mutter, gespendet von gnädigen Göttern.
Bös ist das Los, das an fröhliche Zeit unglückliche heftet,
[245] 245Lachen mit Trauer vertreibt und trübet die Tage der Menschen.
Traurig ja ist es und elend ein Leben zu führen in Wehmut,
Düstere Tage zu tragen und stets sein Schicksal zu klagen.
Aber was immer bestimmt vorwissend die Ordnung der Parcen,

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Was der verborgne Beschluss in dem Rate der Götter verhänget,

Was in der Reihe des Schicksals von Ewigkeit her ist versehen –
Das kann nimmer verändern ein Umschwung der irdischen Dinge.

Als er nach diesen Worten von Haldan wegen der späten Entdeckung des brüderlichen Bandes gescholten wurde, sagte er, er habe deshalb stillgeschwiegen, damit er nicht entweder, wenn er den Kampf verweigere, als feig oder, wenn er ihn aufnähme, als ruchlos betrachtet werden könne. Auf solche Worte der Entschuldigung bedacht, gab er den Geist auf.

Bei den Dänen aber hatte sich das Gerücht verbreitet, dass Haldan von Hildiger erschlagen sei. Da nun Gurith, die allein von dem königlichen Hause in Dänemark noch übrig war, von Siwarus, einem vornehmen Sachsen, umworben wurde, stellte sie ihrem Freier die Bedingung, dass er nicht eher ihre Hand verlange, als bis er das in Stücke zerschnittene dänische Reich vereinigt und es ihr, der es zu Unrecht entrissen, mit den Waffen zurückgestellt hätte. Das versuchte zwar Sivar ohne Erfolg, trotzdem aber wurde sie ihm schliesslich verlobt, weil er alle Räte bestochen hatte. Als Haldan in Russland das durch Kaufleute erfuhr, stürzte er sich mit solchem Eifer auf die Fahrt, dass er noch vor der Zeit der Hochzeit ankam. Als er am ersten Tage der Feier nach dem Königspalaste gehen wollte, gab er den Befehl, dass sein Gefolge sich nicht früher von dem ihm angewiesenen Platze

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_335.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)