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320 Siebentes Buch.


es, während er selbst an der Suche teilnahm, dass er von weitem undeutlich ein Gemurmel unter der Erdoberfläche vernahm. Dem ging er Schritt für Schritt nach und hörte nun deutlich den Ton menschlicher Stimmen. Er liess die Erde unter seinen Füssen bis auf den gewachsenen Boden aufgraben; da trat plötzlich ein hohler Raum zu Tage, und er bemerkte gewundene Gänge. Die Diener wurden niedergehauen, als sie den blossgelegten Zugang zur Höhle schützen wollten, und das Mädchen wurde zusammen mit den dort geborgenen Schätzen heraufgeholt. Nur die Schwerter hatte sie in weiser Vorsicht dem Schutze eines abgetrennten Verstecks anvertraut. Sie wurde von Gunnar zum Beischlafe gezwungen und gebar einen Sohn, Hildigerus. Der eiferte der Grausamkeit seines Vaters dermassen nach, dass er, immer gierig nach Mord und allein auf Menschentod erpicht, der stäten Lust lebte, Blut zu vergiessen. Er wurde also wegen seines unerträglichen wilden Sinnes von seinem Vater Landes verwiesen, erhielt dann von Alwerus (dem König von Schweden) eine Herrschaft, brachte seine Lebenszeit in den Waffen zu, indem er seine Nachbarn mit Krieg und Mord heimsuchte; er änderte nicht seinen Sinn mit der Veränderung des Ortes und liess im Stande der Landesverweisung nicht ab von seiner gewohnten Grausamkeit.

Inzwischen erfuhr Borkar, dass die Tochter des Regnald Drota von Gunnar mit Gewalt zur Ehe gezwungen war; er nahm ihm Frau und Leben und heiratete die Drot selbst. Sie willigte unschwierig in die Verbindung mit Borkar, weil sie den Rächer des Vaters mit vollem Rechte zu umarmen glaubte. Denn einer Tochter, die ihren Vater betrauerte, konnte doch den Mörder desselben nicht mit Freuden zum Manne haben. Ihr und des Borkar Sohn war Haldan; die ersten Jahre seiner Kindheit waren mit dem Verdachte der Dummheit belastet, aber das folgende Alter wurde leuchtend in herrlichen Ruhmesthaten, und er erstrahlte in glänzenden Zierden des Lebens. Als Junge griff er einen hochberühmten Kämpen, von dem er beim kindlichen Scherzen eine Ohrfeige erhielt, mit dem Stocke an, den er in der Hand hatte und streckte ihn zu

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_330.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)