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VII. Hagbarth, Sygne. 313


In die verborgne Königsburg;
Du giebst den Leib dem Galgen,
Den Geist dem unterirdischen Reich.

Da ergriff der Jüngling den dargereichten Becher und erwiderte also:

Siehe! ich fasse mit gleicher Hand den letzten
Trank, der mir zu der Letz’ die Lippen netzet,
Mit der einst ich erschlug Dir beide Söhne.

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Nunmehr werd’ ich nicht ungerochen eingehn

Zu Elysiens Flur, den grausen Manen:
Vor uns trieb in die dunklen Höhlen jene
Der von unserer Hand vollbrachte Todschlag.
[236] 236Sieh! von Euerem Blut mir troff die Rechte,
Nahm zwei Kinder dahin in jungen Jahren,
Die Dein Leib an das Licht der Welt gebracht hat,
Die mein tödliches Schwert nicht milde schonte.

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Ruchlos Weib, das in Wahnsinn ist verkehret,

Unglückselige Mutter ohne Kinder,
Niemals wird, was ich nahm, zurück Dir kommen,
Und das Pfand, das des Todes Starre abrief,
Kann kein Tag, keine Zeit Dir wieder schenken.

So rächte er die Androhung des Todes durch die höhnische Erinnerung an die von ihm erschlagenen Männer, schleuderte den Becher auf die Königin zurück und begoss ihr Gesicht mit dem ausfliessenden Weine.

Inzwischen fragte Sygne ihre weinenden Mägde, ob sie ihr in ihrem Vorhaben folgen wollten. Jene gelobten, alles nach ihren Kräften zu thun, was die Herrin wünsche. Ihrer Verheissung fügten sie noch einen Eid hinzu. Darauf sagte sie, von Thränen überströmt, sie wolle dem im Tode folgen, den allein sie als Lagergenossen gehabt habe und ordnete an, dass, sowie von der Warte das Zeichen gegeben sei, Feuer an das Gemach gelegt würde, Stricke aus den Kleidern gedreht würden, und sie sich durch diese erdrosseln liessen, indem sie die Bank unter ihren Füssen wegstiessen. Sie sagten zu und, um die Furcht vor dem Tode zu mindern, liess sie ihnen Wein einschenken. Darauf wurde Hagbarth zum Tode durch den Strang auf den Berg geführt, der nachher nach ihm seinen Namen erhalten hat. Da verlangte er,

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_323.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)