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VII. Hagbarth, Sygne. 309


Dieses Lied drang so zu den Ohren der Umstehenden, dass sie verstanden, unter dem Namen Hako werde Hagbarth gefeiert. Da Hildegisel es schmerzlich empfand, dass sie ihm den Hagbarth vorzog, verleitete er den blinden Bolwisus, die Söhne des Sigar und des Hamund dahin zu bringen, dass sie ihre Freundschaft mit Hass vertauschten. Der König Sigar pflegte nämlich alles nach dem Rate zweier Greise zu thun, von denen der eine Bolwis war. Ihr Sinn war in der Weise einander widerstreitend, dass der eine immer Entzweite wieder auszusöhnen pflegte, der andere nur darauf sann, Freunde in Hass zu trennen und durch gegenseitige Entfremdung verderblichen Zwist anzufachen. Zuerst also verklatschte Bolwis die Söhne des Hamund bei den Söhnen des Sigar, indem er ihnen vorredete, sie hielten nie einen geschlossenen Bund mit festem Frieden, man müsse sie durch Krieg bei ihrem Worte erhalten, nicht durch einen Bund. So wurde der Vertrag der Männer zerrissen, und es wurden Helwin und Hamund – Hagbarth war fern –, als sie von den Sigarssöhnen Alf und Alger angegriffen wurden, in dem Hafen, welcher Hamundsfjord heisst, erschlagen. Darauf kam Hagbarth mit frischen Streitkräften über sie und erschlug sie im Kampfe zur Blutrache für die Brüder. Hildegisel entwischte, aber durch beide Arschbacken drang ihm ein Wurfgeschoss. Dieser Vorfall gab Anlass, die Deutschen auszulachen, weil die schimpfliche Wunde immer von neuem mit Hohn vorgerückt werden konnte.

Darauf legte Hagbarth Weiberkleidung an und kam, gleich als ob er die Tochter des Sigar durch die Erschlagung der Brüder nicht versehrt habe, allein zu ihr, im Vertrauen auf die erhaltene Zusage; mehr Sicherheit entnahm er aus ihrem Treuworte, als Furcht aus seiner That. So lässt Lust die Gefahr verachten. Damit er einen Grund für die Reise angeben könne, sagte er, er sei eine Kampfmagd des Hako und sei Träger einer Botschaft an Sigar. Als er zur Nacht bei den Mägden sein Lager angewiesen erhielt, und ihm von den Dienerinnen die Füsse beim Waschen abgerieben wurden, da fragten diese ihn, wie er denn so rauhe Schenkel habe,

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_319.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)