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VII. Sigar, Alf. 305


Thaten, die weit über den Mut einer Frau hinausgingen. Als Alf sie wiederholt auf mühevoller Fahrt zu erreichen suchte, traf er einmal im Winter auf eine Flotte der Blacmannen. In dieser Zeit verdichtete sich das Wasser und gerann, und eine solche Masse von Eis überraschte die Schiffe, dass keine Anstrengung sie mit dem Ruder vorwärts bringen konnte. Als der anhaltende Frost den Eingeschlossenen eine sichere Bahn versprach, hiess Alf seine Leute, mit Holzschuhen an den Füssen, den gefrorenen Meerbusen betreten, die rutschigen Lederstiefel aber ablegen, damit sie über die Eisfläche, ohne auszugleiten, laufen könnten. Die Blacmannen meinten, sie wollten mit untergebundenen Holzschlittschuhen[1] für eine schnelle Flucht sorgen, traten mit ihnen zum Kampfe, schritten aber mit sehr unsicheren Füssen einher, da ja das glatte Eis unter ihren Sohlen ihre Schritte immer gleiten liess. Die Dänen aber, die das vom Froste zu einer spiegelglatten Fläche gemachte Meer mit sicherem Schritte durchmassen, machten das unsichere Vorwärtsschreiten der Feinde wirkungslos. Nachdem die Gegner vollständig überwunden waren, lenkten Alfs Leute ihre Fahrt nach Finnland. Als sie dort in einen schmalen Busen einfuhren, entdeckten sie durch vorausgesandte Späher, dass in dem Hafen nur wenige Schiffe lagen. Alwild nämlich hatte denselben engen Sund vorher mit ihrer Flotte aufgesucht. Als sie sah, dass von weitem unbekannte Schiffe heransegelten, stürzte sie mit schnellem Ruderschlage wie ein Vogel auf sie los, indem sie es für richtiger ansah, den Feind anzufallen, anstatt ihn zu erwarten. Die Genossen widerrieten, mit ihrer geringen Anzahl von Schiffen die Übermacht anzugreifen, Alf aber entgegnete, es sei eine Schmach, wenn man der Alwild erzähle, dass das Entgegentreten weniger Schiffe ihren Eifer im Vordringen lähme und sagte, der Ruhm grosser Thaten dürfe nicht durch kleinliches Bedenken befleckt werden. Die Dänen wunderten sich nicht wenig, woher denn den Körpern ihrer Feinde eine so feine Gestalt käme und ein solches Wohlmass


  1. Sind vielleicht Ski gemeint?
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_315.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)