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VII. Siwald, Sigar, Alf. 303


mit Todesverachtung in den dichtesten Haufen der Feinde, hieb Regnald inmitten seiner tapfersten Mannen nieder und verschaffte dadurch unerwartet den Dänen den Sieg. Bemerkenswert ist diese Schlacht geworden durch die Feigheit des höchsten Adels. So sehr nämlich geriet die ganze Schar in Furcht, dass die tapfersten Schweden, 40 Mann stark, den Rücken zur Flucht gewandt haben sollen. Ihr Hauptmann, Starkather, der sich sonst durch keine noch so böse Lage, durch keine noch so schlimme Gefahr erschüttern liess, zog es infolge irgend einer anschleichenden Angst vor, sich der Flucht seiner Genossen anzuschliessen, als sich von ihnen zu sondern. Ich bin geneigt zu glauben, dass diese Furcht ihm durch die mächtigen Götter geschickt ist, damit er nicht glaube, [228] 228über die menschliche Tapferkeit hinaus mit Tüchtigkeit begabt zu sein. Vollkommenes Glück wird keinem Irdischen zuteil. Darauf traten diese alle in den Dienst des grossen Wiking Hako, gleichwie als Überbleibsel aus dem Kriege zu ihm verschlagen[1].

Danach folgte auf Siwald sein Sohn Sigarus, der drei Söhne hatte, Sywaldus, Alf und Algerus, und eine Tochter Sygne. Alf, der die andern an Geist und Schönheit überragte, widmete sich dem Wikingerleben. Sein schönes, lichtes Haar hatte eine solche Zierde übergossen, dass man glaubte, es strahle im Silberglanze. Zu derselben Zeit hatte der Gotenkönig Sywardus zwei Söhne, Wemundus und Ostenus, und eine Tochter Alwilda; diese liess beinahe von der Wiege an eine so feste Schamhaftigkeit sehen, dass sie fortwährend ihr Antlitz mit dem Kleide verhüllt hielt, um nicht ihre Schönheit zu einer Erregung für eine fremde Leidenschaft zu machen. Ihr Vater verwies sie in eine enge Hut und übergab ihr eine Viper und eine Schlange zum Aufziehen, um ihre Keuschheit durch die Wache der herangewachsenen Reptilien zu sichern. Denn nicht leicht konnte der Zutritt zu einem Gemache gewonnen werden, das ein so gefahrdrohender Riegel versperrte. Er bestimmte auch, wer den Zugang zu ihm vergebens


  1. Der Satz: ,Von König Sigarus, nach dem das Städtchen Syersted seinen Namen erhalten hat‘ ist natürlich Glosse des Schreibers.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_313.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)