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VII. Haldan. 299


mit dem Glanze des höchsten Adels vermischen zu wollen und Bauernhände in den königlichen Stamm einzuführen wage, ja, mit diesem Verlangen nicht zufrieden, auch nach der Mitherrschaft im Reiche eines andern greife. Dann forderte er ihn auf, mit ihm zu kämpfen: seinen Wunsch würde er nur durch einen Sieg erreichen. Als jener antwortete, Kampf bei Nacht komme Riesen zu, Menschen nur ein Kampf bei Tag, da sagte er, damit nicht der Kampf mit Berufung auf die Tageszeit verweigert werden könnte, das helle Mondlicht mache die Nacht zum Tage. So wurde Ebbo zum Kampfe gezwungen, das Gastmahl in einen Zuschauerkreis verwandelt; Haldan streckte den Ebbo nieder und machte aus der Hochzeitsfeier ein Leichenbegängnis. Nach Verlauf von Jahren schied er und kehrte in sein Heimatsland zurück; da er (hier) keine Kinder hatte, so vermachte er durch Testament den königlichen Schatz dem Ungwin und bestellte ihn zum Könige. Dieser wurde später von einem Nebenbuhler, der Regnaldus hiess, im Kampfe erschlagen und hinterliess einen Sohn Sywaldus.

[225] 225Dessen Tochter Syritha war so keusch und schamhaft, dass sie nicht bestimmt werden konnte, einen ihrer Freier, deren sich wegen ihrer grossen Schönheit eine grosse Zahl meldete, auch nur anzusehen. Im Vertrauen auf diese Selbstbeherrschung verlangte sie von ihrem Vater den zum Gemahle, der durch süsse Vorstellungen einen Blick von ihrer Seite ihr abschmeicheln könne. In der Vorzeit pflegte bei uns die Schüchternheit der Mädchen sehr die freien Blicke im Zaume zu halten, damit nicht die Keuschheit des Sinnes durch Ungebundenheit der Augen verdorben würde, und es wurde danach gestrebt, dass die Reinheit des Herzens in der Bescheidenheit des Blickes zum Ausdruck käme. Da erglühte ein gewisser Otharus, der Sohn eines Ebbo, in dem heissen Liebesverlangen, um die Jungfrau zu werben: Mut dazu gab ihm das Vertrauen auf seine grossen Thaten und auch auf seine feine Bildung und seine Redegewandtheit. Er suchte mit allen Kräften seiner Kunst ihren starren Blick zu erweichen, aber er vermochte durch kein Geschick ihre niedergeschlagenen

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_309.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)