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298 Siebentes Buch.


mit einem durchschneidenden Hiebe. Als sich aber seine Rechte noch mit dem Schlage aufhielt, schlug sie ihm Haldan ohne Zaudern blitzschnell mit seinem Schwerte ab. Jener fasste sein Schwert noch mit der Linken [224] 224und durchschlug den Schenkel seines Gegners, erreichte also nur mit einer geringfügigen Wunde Rache für seine Verstümmelung. Der siegende Haldan erlaubte ihm, den Rest seines Lebens mit Geld loszukaufen, um nicht mit Schande einem kampfunfähigen, handlosen Manne das arme noch übrige Lebenslicht auszublasen. Damit erwies er sich in der Schonung des Feindes beinahe ebenso gross, wie er sich bei seiner Besiegung erwiesen hatte. Als Lohn des Sieges erhielt er die Thorild zur Frau und zeugte mit ihr den Asmundus, von dem zu stammen die norwegischen Könige mit Stolz vermelden, indem sie bis auf Haldan ihren Stammbaum in ununterbrochener Weise zurückführen.

Nach diesen Geschichten verlangte Ebbo, ein Wiking von gemeiner Herkunft, durch sein Selbstbewusstsein angestachelt, nach einer vornehmen Ehe zu streben, die Sygrutha, des Gotenkönigs Ungwinus Tochter zur Frau und dazu die Hälfte des gotischen Königreiches als Mitgift. Haldan wurde über die Gewährung der Ehe befragt und gab die Weisung, man sollte zum Scheine Zustimmung geloben: er werde den Vollzug der Heirat verhindern. Auch ordnete er an, dass ihm ein Platz unter den Sitzen der Gäste angewiesen würde. Ungwin hiess den Plan gut; da zerstörte Haldan die Erscheinung seiner königlichen Würde vollständig durch äusserliche Verunstaltung des Körpers, kam zur Nachtzeit zu der Hochzeit und schreckte alle, die ihm aufstiessen; denn sie wunderten sich, dass da ein Mann, grösser als andere Menschen, gekommen sei. Als er die Königsburg betrat, sah er sich nach allen um und fragte, wer den Platz neben dem Könige eingenommen habe? Als Ebbo entgegnete, an der Seite des Königs sitze sein zukünftiger Schwiegersohn, da fragte er in scharfen, heftigen Worten, durch welchen Wahnwitz oder welche Furien er zu solcher Frechheit verleitet worden sei, dass er sich erkühne, seine verächtliche, ehrlose Herkunft

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_308.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)